Wochenübersicht Konzert : Thomas Mauch hört auf den Sound der Stadt
Das ist jetzt nichts für Menschen, die gerade musikalische Diät halten, und Puristen sollten davon besser auch die Finger lassen. Weil Chrome Hoof haben einfach ein paar Seiten aus dem Musiklexikon herausgerupft und sich ins Maul gestopft, und dann müssen sie nicht einmal rülpsen, wenn sie Speedmetal und Minimalmusic und Disco spielen, natürlich immer alles gleichzeitig. Manchmal klingt das wie diese Zwangsehe aus Gospel und Carl Orff von den verrückten Franzosen von Magma, und dann wieder wie Deep Purple im Gummitwist. Schwören würde ich auch, dass diese Briten schon mal was von dem Polkarock von Už Jsme Doma gehört haben, dazu gibt es noch Kirchenorgeleien, Geigen sowieso, also das ganze gegenaufklärerische Abrakadabra, dass man ermattet gar nicht mehr zwischen Schund und Kunst unterscheiden möchte. Am heutigen Freitag spielen Chrome Hoof im Bang Bang Club. Das seriöse (deswegen aber ja nicht weniger unterhaltsame) Gegenprogramm: das Musikfest Berlin. In diesem Jahr steht das Programm unter dem kompositorischen Dreigestirn Debussy, Ives und Varèse, aus dem hier einmal Letzterer herausgepickt sein soll. Weil Edgar Varèse ja auch nicht gerade jeden Tag zu hören ist, und noch seltener seine Experimente mit elektronischen Klängen. Am Samstag gibt es die neben Kompositionen von Wolfgang Riehm und Emmanuel Nunes beim Auftritt des Ensembles Musikfabrik im Kammermusiksaal der Philharmonie. Gegenprogramm dazu: der bunte Abend. Mit melancholischem Schrammelpop in Deutsch und anderen Sprachen, mit Lofi, der Liebe zur Zerbrechlichkeit und Moll-Stimmung, scheppernde Elektronik und stampfende Dringlichkeit. Das alles beim Berlin Playground gleichfalls am Samstag im Babylon Mitte mit Justine Electra, Jens Friebe, NMFarner, The Hidden Sea und etlichen mehr.
Chrome Hoof: Bang Bang Club, Fr., 22 Uhr
Musikfabrik: Philharmonie/KMK, Sa., 20 Uhr. 10–20 €
Berlin Playground: Babylon Mitte, Sa., 18 Uhr, 15 €