Vom Nachttisch geräumt: Thema verfehlt
■ Christian M. Nebehay: "Gustav Klimt - Von der Zeichnung zum Bild"
Daß größte Kennerschaft nicht davor schützt, das Thema zu verfehlen, belegt Christian M. Nebehays Buch über Gustav Klimt. Es ist keine Biographie, keine Analyse, sondern die hilflose Aneinanderreihung von wichtigen und unwichtigen Episoden aus Klimts Leben. Ein Kapitel, „Gustav Klimt und Max Klinger 1902“ überschrieben, handelt von nichts als von Klingers Beethoven, der der Anlaß zu Klimts Beethovenfries war, über den aber erst im nächsten Kapitel geschrieben wird, in dem wiederum Klinger nicht mehr vorkommt. Die Beziehung der beiden Werke, gar der beiden Künstler, ist Nebehay keine Silbe wert.
Schrecklicher noch, wenn Nebehay Interessantes erwähnt. Die Passagen zu Karl Kraus sind ein bezeichnendes Beispiel. Denn Klimt war einer der wenigen Maler, zu denen Kraus sich überhaupt geäußert hat – und zwar voller Haß gegenüber dessen Prätention. Nebehay aber scheint dafür taub zu sein.
Doch da sind noch die Abbildungen. Sie zeigen die Werke und die vorangehenden Zeichnungen immer wieder in direkter Gegenüberstellung, dazu Fotos, die Klimts Umgebung zeigen, alles in hervorragender Qualität reproduziert.
Christian M. Nebehay: „Gustav Klimt – Von der Zeichnung zum Bild“. Edition Brandstätter, 288 Seiten, mit Hunderten farbiger und Schwarzweißabbildungen, 135DM
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