Theater: Große Konzepte für kleine Bühnen
Klaus Wowereit will die Förderinstrumente für kleinere Theater und Compagnien verbessern. Grüne: Vorschläge nicht ausreichend
Die kleineren privaten Theater, Bühnen und Compagnien sollen zukünftig bessere Förderbedingungen erhalten. Berlins Regierungschef und Kultursenator Klaus Wowereit (SPD) sowie alle Fraktionen des Kulturausschusses einigten sich auf ihrer Sitzung am Montag darauf, die bestehenden Regularien zur "Konzeptförderung" reformieren zu wollen.
Erfolgreiche Theater wie beispielsweise die Neuköllner Oper, das Renaissance-Theater, die Sofiensaele, die Tanzgruppe von Sasha Waltz und ein Dutzend anderer Bühnenprojekte, die sich mit Produktionen oder "Konzepten" um jährlich 4,5 Millionen Euro aus Landesmitteln bewerben, sollen in Zukunft längerfristig abgesichert werden, sagte Wowereit. Es müsse möglich sein, den Rahmen der Konzeptförderung von derzeit vier Jahren Laufzeit "auf einzelne Fälle bezogen" zu erweitern.
Konkret würde dies bedeuten, dass etwa die Neuköllner Oper, die derzeit für vier Jahre mit je 900.000 Euro aus der Konzeptförderung unterstützt wird, entweder noch länger oder per institutionelle Förderung zu insgesamt mehr Mitteln kommen könnte. Das Haus hätte damit mehr Planungssicherheit.
Für die 30 Jahre alte Oper an der Karl-Marx-Straße seien die Konzeptmittel längst "nicht mehr ausreichend", um ihre großen Programme und das Personal zu finanzieren, wie Christian Römer, Geschäftsführer der Neuköllner Oper, auf der Sitzung betonte. Die moderne Oper habe mittlerweile ihren regionalen Charakter hinter sich gelassen und spiele auf nationalem und internationalem Parkett mit. Im Unterschied dazu verdiene ein Sänger in Neukölln kaum mehr als 1.500 Euro monatlich - brutto.
Der Kulturchef versprach, dass auch die "Einstiegsförderung" für junge Produktionen ins Förderprogramm aufgenommen werden sollte. Wowereits Koalitionspartner, die Linkspartei, forderte zudem, die Subventionen "jeweils per Zuwendungsvertrag" abzusichern. Nur so hätten die Bühnen die Gewissheit, dass über den gesamten Förderzeitraum die verabredeten Summen flössen.
Der Vorsitzenden des Ausschusses, Alice Ströver (Grüne), gingen diese Vorhaben noch nicht weit genug. Es sei gut, dass sich das Parlament mit der Förderproblematik bei der freien Theaterszene auseinandersetze. Es müsse nach den Erfahrungen der letzten Jahre nun aber ein "innovativer Schnitt" gemacht werden.
Dazu gehöre nicht nur die "Einstiegsförderung für junge Kunst", sondern auch eine Verlängerung der Förderlaufzeit für die Theater "auf bis zu sieben Jahre". Dies sei zwar ein langer Zeitraum. Dennoch könne deren Arbeit auch in dieser Spanne auf ihren qualitativen Anspruch hin begutachtet werden.
Schließlich sprach sich Stöver für klare Vergaberichtlinien aus. Die Empfehlungen der vom Senat eingesetzten Jury, die über die Anträge auf Konzeptförderung entscheidet, müssten eingehalten werden. "Es darf nicht sein, dass die Politik der Jury nicht folgt" - wie das am Beispiel der Neuköllner Oper einmal passiert ist. ROLF LAUTENSCHLÄGER
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