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Theater auf der Alma mater

■ Auf der Universität lernt die gesellschaftliche Elite von morgen den politischen Eiertanz

„Arschlöcher, ihr seid alle Arschlöcher!“ Die Stimme aus dem Hintergrund vereinfachte gestern auf der ersten StudentInnenvollversammlung im neuen Semester deutlich unakademisch. Charakterisieren wollte der rhetorische Erstsemester die studentische Opposition aus AStA für alle und Juso-Hochschulgruppe. Grund für den Vergleich mit dem pikanten Körperteil: Die Opposition hatte im StudentInnenrat (SR) die vom Frauen-AStA vorgeschlagene Finanzreferentin durchfallen lassen: Seite an Seite

mit dem RCDS.

Der Frauen-AStA war Mitte Februar mit einer knappen 13:12 -Mehrheit gewählt worden, mittlerweile ist aber eine Mandatsträgerin der Feministischen Liste ins Lager der Opposition übergewechselt. Mit Mandat, versteht sich: Jetzt hat der Frauen-AStA im SR keine Mehrheit mehr und die StudentInnen hacken sich munter und gegenseitig die Augen aus: ein Hieben und Stechen um Paragraphen hat begonnen, wie es in Bonn nicht affiger verlaufen könnte. Nach der Abstimmungsniederlage hat der Frauen-AStA nämlich die von den StudentInnen 1982 selbst verfaßte Satzung angewendet und die vakante Stelle der Finanzreferentin kommisarisch mit der Zweiten AStA-Vorstandsvorsitzenden Martina Renner besetzt: ohne Wahl oder Bestätigung durch das Parlament. Die Opposition mault gegen diese Art der Postenvergabe: Mit Hilfe eines Rechtsgutachtens - aus der hausinternen Juristerei - zieht sie jetzt gegen den Frauen-AStA zu Felde. Die AStA-Frauen ruhen derweil auch nicht: Sie beauftragten die Rechtsanwältin Gerlinde Ebert, ein Gegengutachten zu erstellen. Jetzt steht es 1:1 in der Rechtsfrage, politisch ist die Opposition keinen Schritt weiter, und der AStA ignoriert, daß er im SR keine Mehrheit mehr hat. Die De

likatesse in diesem StudentIn nenstück: Die Opposi tion bemüht die Rechtsstelle, die sie in ihrer letztjährigen Legislaturperiode als AStA bis aufs Blut bekämpft hat.

Derweil lähmt das Geschiebe und Gezerre die politische Arbeit der studentischen Interessenvertretung. Das macht aber nichts, denn zur Vollversammlung, auf der der neue AStA sein Programm vorstellen wollte, erschienen ohnehin nur etwa einhundert KommilitonInnen. Das 24-seitige Programm, das die Frauen zur Diskussion stellten, blieb allerdings sehr vage: Außer einer thematischen Aufteilung der einzelnen Referate hat das Programm so gut wie nichts zu bieten. Das Referat „Kontinuierlicher Widerstand“ (KoWi) will sich beispielsweise mit „Sexismus, Kapitalismus und Faschismus“ beschäftigen. Alles weitere soll im Referat festgelegt werden. Nur eins ist sicher, und deshalb im Programm ausgedruckt: „Autonom sind alle Referate, aber da gibt's auch noch zwei autonomere.“ Gemeint sind Frauenreferat und KoWi.

Bei dem Streit in der Studentenschaft geht es natürlich auch um Inhalte: So will der Frauen-AStA beispielsweise die Mitgliedschaft der Bremer StudentInnen in der Bundesvereinigung VDS ruhen lassen und die fälligen Mitgliedsbeiträge für Frauenpro

jekte einsetzen. Die Opposition hat durchblicken lassen, daß sie die Finanzreferentin des Frauen-AStA unterstützen werde, wenn die Mitgliedschaft im VDS erhalten bleibt. Wie dieser Kompromiß ausgehandelt werden soll, ist völlig unklar. ma

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