: The Timedrops
Manchmal erfährt man hierzulande wenig über Bands aus anderen Ländern, wenn sie nicht gerade aus den USA (beliebtes Vorbildland hiesiger Kapellen) oder aus England (jedes Jahr die Nase vorn im ultimativen Erneuerungs-Hype) stammen. The Timedrops sind von der südöstlichen Spitze Europas, der griechischen Halbinsel und haben in der Heimat schon zwei LPs veröffentlicht, sogar auf dem dortigen Ableger des Multi-Konzerns EMI. Aber hier hat bis auf ein paar Berliner Spezis, die sie jetzt nach Deutschland holen, wohl niemand etwas von ihnen gehört (oder doch? Angeblich sollen sie schon seit November durch hiesige Clubs ziehen).
Jedenfalls gibt es die Timedrops seit 1984, und seitdem versuchen sie sich an einer melodischen Version von psychedelischer Gitarrenmusik, wie der Name schon andeutet. Dabei haben sie die Ohren weit offen für die andere Seite des Atlantik, was bei dieser Spielart und ihrer Geschichte nur zwangsläufig ist. Die Aus-der-Zeit-getropften geben sich allerdings nicht so prähistorisch originär, wie so viele Garagen-Trasher aus Südeuropa es Mitte der 80er aufdringlich kultivierten: Höhlenwilde aus den Pyrenäen oder Knochensammler der Poebene.
Vielleicht haben The Timedrops auch so angefangen wie die Italiener Sick Rose und sich dann ebenfalls weg vom Farfisa-Punk hin zu differenzierterem, klarer arrangiertem Gitarrenrock bewegt, immer noch amerikanisch orientiert. Sparsam akzentuiert spielend kreieren sie trockene Songs, die beim ersten Hören unspektakulär wirken, sich an spröde Wüstenklänge annähern und dann langsam in die Ohren graben.
Nicht nur durch die Stimme des Sängers erinnern The Timedrops in manchen Momenten an True West in der Spätphase, als Russ Tolmans knarzige Gitarre abgewandert war und die Band leichtere Klänge verbreitete. Seltsam leicht erscheinen auch die Stücke von The Timedrops, ohne jedoch den erdigen Boden zugunsten reinen Space- oder Wohlklanges zu verlassen. Auf daß sie damit das Nord-Süd-Gefälle des Pop-Business überwinden; auf MTV haben sie schon ein Video plazieren können, und warum soll EMI die in Griechenland produzierten Platten nicht auch in anderen Staaten promoten und verkaufen. Die Majors sind doch sonst auch nicht zimperlich, wenn es um steigende Umsätze geht. Wahrscheinlich trauen sie dem internationalen Potential der Band nicht. So überzeugt euch heute ab 21 Uhr im Osten selbst davon. Schwalbe
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