The Neville Brothers

Wer genau hinschaut, wird auf dem Innencover der neuen Neville-Brothers-Platte Family Groove unter den vielen Danksagungen einen Namen entdecken, der nicht ganz in diese Litanei der Ehrenwerten hineinpaßt. Kein Musiker, kein Cousin, Schwager oder Onkel, kein Gewaltiger der Plattenfirma wird dort genannt, sondern ein Heiliger; ein Patron aus New Orleans: Sankt Judas. „Er ist der Retter der Verlorenen“, erklärt Charles Neville. „Der Heilige der Hoffnungslosen und der Verlassenen.“

Und kein Heiliger könnte besser zu den vier Brüdern aus New Orleans passen, als Saint Jude. Denn nur wenige Menschen brauchten seinen Zuspruch lange Zeit dringender als die Neville Brothers. Sie haben Tod und Gefängnis, Drogen und Drohungen kennengelernt, sie sind von Plattenfirmen betrogen worden, mußten als Trucker oder Packer für ihr täglich Brot schuften und ihre Talente vernachlässigen — und sie haben alles mit einer Würde und Weisheit überlebt, die sich in ihrer Musik spiegelt.

Erst 1977 begannen Art, Charles, Aaron und Cyril Neville unter ihrem gemeinsamen Namen Musik zu veröffentlichen. Vorher hatte Art Neville mit seiner Band Hawketts und dem Song „Mardi Gras Mambo“ einen lokalen Hit gelandet und später die legendären Meters gegründet. Charles hatte sich in Memphis herumgetrieben und mit Wilson Pickett, Big Joe Turner und anderen Musikern Erfahrungen als Saxophonist gesammelt. Aaron, der gewaltige Mann mit der Engelsstimme, war um die Tantiemen für seinen Hit „Tell It Like It Is“ betrogen worden, und Cyril hatte als Sänger und Drummer in New Orleans gearbeitet. 1977 war die Mutter der Nevilles gestorben und hatte ihnen ein wenig Geld und Besitz hinterlassen, so daß sie genügend Zeit hatten, um ihre gemeinsame Band zu formieren. Die erste Platte der Brüder hieß dann schlicht The Neville Brothers, und es folgten ausführliche Tourneen mit berühmten Kollegen wie den Rolling Stones, die schon seit Jahren Neville-Fans waren. Weitere Alben wie Uptown, Nevillization oder das großartige Fiyo On The Bayou folgten, und mit Yellow Moon gelang den vier Brüdern schließlich 1989 der weltweite Durchbruch, wozu sicherlich auch der publicity-trächtige Grammy für Aaron Neville beigetragen hatte, den er sich mit Linda Ronstadt für die Schnulze „Don't Know Much“ teilen durfte. 1990 erschien dann Brother's Keeper und im folgenden Jahr Aaron Nevilles Soloplatte Warm Your Heart. Das neue diesjährige Album heißt Family Groove, und die erste Single ist eine Coverversion des alten Hits von Steve Miller „Fly Like an Eagle“. Christoph Becker

The Neville Brothers-Tour:

6.Oktober: Kassel, Stadthalle

7.Oktober: Nürnberg, Stadthalle

8.Oktober: Stuttgart, Kongreßzentrum B

9.Oktober: München, Rudi-Sedlmayr-Halle

11.Oktober: Frankfurt, Hugenottenhalle

12.Oktober: Düsseldorf, Philipshalle

13.Oktober: Hannover, Music-Hall

15.Oktober: Osnabrück, Stadthalle

16.Oktober: Berlin, Tempodrom

8.Oktober: Hamburg, Sporthalle