: „The Happy End of Franz Kafka‘s Amerika“
Martin Kippenbergers Sportfeld
Kafkas Amerika war schon einmal Gegenstand einer weitergehenden künstlerischen Auseinandersetzung. 1999 zeigten die Deichtorhallen eine umfangreiche Austellung des 1997 verstorbenen Martin Kippenberger. Das Herzstück bildete die Großinstallation „The Happy End of Franz Kafka‘s Amerika“. Für den Kontext-Künstler Kippenberger existierte kein Thema, aus dem sich nicht Kunst machen ließe. Das Bewerbungsspektakel für Künstler, an dem Kafkas Immigrantenfigur Roßmann im letzten Kapitel teilnimmt, findet aufgrund des vermuteten Massenandrangs auf einer Rennbahn statt. Kippenbergers Installation greift dieses Bewerbungsszenario auf.
Auf einer Fläche von 20 x 30 Metern legte er ein grünes Feld an, das an ein Sportfeld erinnert. Darauf platziert sind etwa 50 Tische mit einer doppelten Anzahl von Sitzgelegenheiten, die Atmosphäre eines Großraumbüros aufrufend oder die Möblierung bei einem Vorstellungsgespräch. Ein Tisch ist der Schreibunterlage Robert Musils nachempfunden, auf dem er seinen Roman Der Mann ohne Eigenschaften schrieb. Weitere Stühle sind Design-Stücke des 20. Jahrhunderts. Kippenberger thematisierte hier neben der Stellung des Künstlers auch die Allgegenwart von Kontrollmechanismen.
Was von Kippenberger ausgespart wurde, gewinnt in dem Theaterstück L‘Amérique wieder an Brisanz. Kafkas Figur Karl Roßmann hat nämlich keine Papiere, trotzdem findet er unter dem falschen Namen „Negro“ einen Job als „technischer Arbeiter“. nd