„The Beekeeper“ mit Jason Statham: Angriff des Killerbienenzüchters
Parodie auf das Genre: Der unverwüstliche Action-Star Jason Statham macht in „The Beekeeper“ eine ordentliche Figur als einsamer Rächer.
Da weiß jemand, was zu tun ist. In einer verqualmten Scheune summt es kräftig, man sieht ein Insektennest, ein Mann in Imkermontur tritt hinzu, eine Papiertüte in der Hand, die er mit sicherer Bewegung über die unförmige Behausung zieht und oben zudrückt.
Im Hauptgebäude des ländlichen Anwesens präsentiert er das Ergebnis seiner Arbeit der Herrin des Hauses, Mrs Parker (Phylicia Rashad). Die bedankt sich vielmals, bevor er sich mit dem Beutel aufmacht, um etwas „Persönliches“ mit den eingefangenen Hornissen zu regeln, die seine Bienen gefährden würden. Für das, was folgt, müsste man in Deutschland mit teils empfindlichen Geldstrafen rechnen.
Der Imker nennt sich Adam Clay und wird gegeben von Jason Statham. Dieser auf Actionhelden abonnierte Schauspieler nimmt sich in seiner Rolle als wabenstreichender Bienenfreund in David Ayers Film „The Beekeeper“ etwas ungewöhnlich aus, seinen Honig füllt er aber nach allen Regeln der Kunst in Gläser, wo er bernsteinfarben leuchtet. Der Anfang ist allerdings der einzig halbwegs friedliche Teil der Handlung.
„The Beekeeper“. Regie: David Ayer. Mit Jason Statham, Josh Hutcherson u. a. USA 2024, 110 Min.
Denn kurz nachdem Clay zu seinen Bienenstöcken zurückgekehrt ist, wird Mrs Parker, von der er einen Teil der Scheune gemietet hat, Opfer eines Internetbetrugs, bei dem ein vermeintlicher Antivirenprogrammanbieter sämtliche von ihr verwalteten Konten leerräumt. Als Clay abends noch einmal bei ihr vorbeischauen will, findet er sie tot in ihrem Wohnzimmer vor.
Kein gewöhnlicher Imker
Von da an schreitet die Handlung, die im Übrigen übersichtlich bleibt, zügig voran. Clay, der im Haus von Mrs Parker von dessen Tochter Verona (Emmy Raver-Lampman) überwältigt wird, sie ist zufällig ebenfalls gekommen und zufällig FBI-Agentin, steht zunächst selbst unter Mordverdacht.
Nachdem seine Unschuld nachgewiesen ist, macht er unverzüglich das Unternehmen ausfindig, dem Mrs Parker in die Falle gegangen war. Ziemlich bald gibt der Film zu erkennen, dass Clay kein gewöhnlicher Imker ist. Er ist vielmehr ein „Beekeeper“.
Was das konkret heißt, soll an dieser Stelle nicht verraten werden, zumindest lässt sich sagen, dass er sich als jemand erweist, der neben Hornissen auch seinesgleichen mühelos zu töten oder außer Gefecht zu setzen versteht. Sein Besuch bei den Internetbetrügern ist lediglich der Auftakt für reichlich Stunts und Schießeinlagen, feuerballfreudige Explosionen gibt es gleich mehrere.
Die Bienen spielen von da an keine Rolle mehr für die Erzählung, das Wort „Beekeeper“ begleitet Clay dennoch bis zum Ende des Films. Eine Art Running Gag des Drehbuchs ist, dass alle Figuren, die vom „Beekeeper“ sprechen, das in ehrfürchtiger Ausschmückung mit Kraftausdrücken tun: Man hat mithin Angst vor Clay und seinen Fähigkeiten.
Karikatur einer grauen Eminenz
Wobei die Dialoge, die in der deutschen Synchronfassung besonders unbeholfen und reißbrettartig klingen, nicht unerheblich dazu beitragen, dass diese „Ein Mann tötet praktisch alle, die sich ihm in den Weg stellen“-Geschichte wie die Parodie eines Actionfilms wirkt. Sogar der distinguiert britische Star Jeremy Irons darf als Karikatur einer grauen Eminenz im Dienst dubioser Mächte in Erscheinung treten. Wenn man das alles nicht ernst nimmt, vermag die Sache solide zu unterhalten – oft unfreiwillig, wie es scheint.
In politischer Hinsicht stellt sich jedoch die Frage, ob Drehbuchautor Kurt Wimmer eine Satire auf die rechtsdrehende Stimmung in den USA vorschwebte oder ob er sie unkritisch abbildet. So wird Clay die FBI-Agentin Verona Parker, die ihm stets auf den Fersen bleibt, irgendwann fragen, ob sie für das Gesetz oder für Gerechtigkeit stehe. Und von Gerechtigkeit ist es in diesem Zusammenhang ein sehr kleiner Schritt zu Selbstgerechtigkeit. Honig hin oder her.
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