: That‘s Entertainment
Volltreffer: Eminem macht sich in seinem neuen Video über Michael Jackson lustig – und der ist prompt beleidigt
Theoretisch gesprochen: Angenommen, der Musiker und Darsteller Eminem hätte sich angelegentlich der Veröffentlichung seiner neuen Videoproduktion über Michael Jackson auf das Gütigste und Verständnisvollste ausgesprochen. Dass man über den Tänzer und Sänger nicht bös sein dürfe, denn der Jackson-Spross habe doch eine schlimme Kindheit … Praktisch gesprochen: Niemand würde mehr eine Platte von Eminem kaufen. Kuschelrapper gibt’s genug, alle Marktlücken sind diesbezüglich besetzt – und Eminem ist nicht so selbstlos, aus seinem Herzen eine öffentlich zugängliche Fundgrube von Wahrhaftigkeiten zu machen. Im Gegenteil: Eminem sagt, was von ihm erwartet werden darf. Und zeigt es: Im Video, als Jackson schlecht kostümiert, rappt er: „Komm her, mein Kind, auf meinen Schoß …“ Und noch mehr Scherze über einen Mann, dessen Karriere zwar einerseits vorbei ist, andererseits aber, was die Präsenz im Kegel von Scheinwerfern anbetrifft, weiter läuft.
Denn Jackson steht vor Gericht, verdächtigt, in seiner Neigung zum Kindhaften weiter als erlaubt gegangen zu sein. Das ist schmutzig genug – und in den USA Anlass für viel Häme, vor allem von Leuten, die Jackos Friedens- und Kinderseligkeit schon immer gehasst haben.
Aber was Eminem sich wohl kaum erträumt hat, ist nun auch eingetreten: Michael Jackson himself zeigte sich empört über den Spott seines Kollegen. Sagte, dass es gemein sei und fies und er nun seelenwund sei. Was Besseres hätte er Eminem, zuletzt auch schon nicht mehr der Frechste, fast bürgerlich, erwachsen und gesittet geworden, gar nicht schenken können: Aufmerksamkeit aus Betroffenheit. Kurz, es geht um Geld, um Hype: That’s entertainment! JAF