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Teure Wismut-Sanierung

■ Wiederaufbau der verstrahlten Region kostet Milliarden

Bonn (dpa) — Die Sanierung der strahlenverseuchten Uran-Bergbaugebiete im Süden der ehemaligen DDR wird weit mehr als zehn Jahre erfordern und Milliarden kosten. Dies wurde am Mittwoch abend in einer von den Grünen/Bündnis '90 beantragten aktuellen Stunde im Bundestag deutlich.

Für die Grünen verlangte der Abgeordnete Ernst Dörfler aus Magdeburg, daß Bonn aus dem EG-Strukturhilfe-Fonds sofort vier Milliarden Mark für erste Sanierungsmaßnahmen in der bisher von dem Wismut- Uranabbaukonzern beherrschten Region freigibt. Die Grünen fordern außerdem eine sofortige Stillegung des Grubenbetriebes und der Uran- Verarbeitung.

Auch die SPD verlangt ein umfassendes Sanierungsprogramm. „Wir lassen uns nicht mit Almosen abspeisen, wir wollen ein Milliardenprogramm“, sagte der SPD-Abgeordnete Schemmel (Altenburg). Sein Parteifreund Josef Vosen warnte CDU und FDP davor, die Verantwortung für die Umweltkatastrophe allein der ehemaligen SED zuzuschieben. Die Blockparteien trügen Mitverantwortung.

Der Parlamentarische Staatssekretär im Wirtschaftsministerium, Klaus Beckmann (FDP), bestätigte, daß der Uranbergbau zum Jahreswechsel eingestellt werde. Derzeit erfolge eine umfassende Bestandsaufnahme, die das Ausmaß der Verseuchung klären soll.

Der Geraer CDU-Abgeordnete Hans-Ulrich Köhler nannte als besondere „Schreckensbilanz“, daß zwischen 1952 und 1989 rund 6.800 Uran-Bergleute mit Lungen- oder Bronchialkrebs registriert wurden. Viele andere Krebsarten wie Leukämie seien bislang nicht als Berufskrankheit anerkannt worden. Die Wohnhäuser in der Umgebung der Bergwerke würden eine Radon- Strahlenbelastung von bis zu 100.000 Becquerel pro Kubikmeter aufweisen.

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