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Teure Frauenvision

■ SPD-Frauen kritisieren Senatskongreß „Frauen und Wirtschaft“: Teilnahmegebühr völlig überteuert

Der vom Senat geplante Kongreß „Frauen und Wirtschaft in den neunziger Jahren“ drohe zu einer Veranstaltung „allein für reiche Frauen“ zu werden. Das bemängelte die Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen (ASF) gestern. Nur ein „illustres Publikum“ könne die hohe Teilnahmegebühr von 570 Mark bezahlen, fürchten die SPD -Frauen; arbeitslose und teilzeitbeschäftigte Frauen blieben ausgesperrt. Die Kritikerinnen stoßen sich außerdem am Sponsorenkreis der Tagung, zu dem mehrere Banken und Großkonzerne wie Daimler Benz und Schering gehören. Die ASF -Frauen fordern die Organisatoren des Kongresses, die Frauenbeauftragte von Braun und Familiensenatorin Schmalz -Jacobsen (beide FDP), auf, „statt derartiger Prestigeobjekte“ stärker die vielen Frauenprojekte zu fördern, die die Mehrheit der Frauen ansprächen.

Der Kongreß, der vom 2. bis 4. November im Reichstag stattfindet, beansprucht laut Programm durchaus, die Probleme aller Frauen anzusprechen. So geht es um die Rolle, die Frauen spielen können, um überkommene hierarchische Arbeitsstrukturen aufzubrechen, um die unbezahlte Hausarbeit von Frauen und um die Vereinbarkeit von Privatleben und Beruf. Die Veranstalterinnen erhoffen sich „Visionen“ auch von den Referenten. Neben einigen Journalistinnen zählen dazu ausschließlich PosteninhaberInnen aus Parteien, Verbänden, Unternehmen und Gewerkschaften, von Bangemann bis Schoppe. Von der Frauenbeauftragten war gestern keine Stellungnahme zu der ASF-Kritik mehr zu erhalten.

hmt

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