Teufelsberg in Grunewald: Trümmerhaufen auf dem Tisch
Was die Zukunft der Anlage auf dem Teufelsberg angeht, stehen sich die Interessen von Investoren und Naturschützern entgegen. Kann ein runder Tisch helfen?
Luxuswohnungen im Grünen, Hotelanlage mit Fernblick oder gar eine „vedische Friedensuniversität“: Seit der endgültigen Aufgabe der Radarstation 1999 hat es immer wieder neue Pläne für den Gipfel von Berlins größtem Schuttberg gegeben – umgesetzt wurde keiner. Nun soll Bewegung in die Causa Teufelsberg kommen: Gestern Abend wollte die SPD-Fraktion in der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) Charlottenburg-Wilmersdorf einen Antrag über die Einrichtung eines runden Tischs einbringen. Auf ihrer nächsten regulären Sitzung soll ihn die BVV beraten.
„Der Antrag ist Thema auf der Fraktionsversammlung“, bestätigt Birgit Wasczyk, die Fraktionsgeschäftsführerin der SPD in der BVV. Die Gesprächsrunde soll endlich alle Interessengruppen an einen Tisch bringen, um Lösungen für die Entwicklung des prominenten Areals auszuloten.
Die Ideen für die Zukunft des Berges, der einst aus Weltkriegstrümmern aufgehäuft wurde, gehen weit auseinander: Die Investorengemeinschaft, die das Gelände Ende der Neunzigerjahre gekauft hatte, plante ursprünglich den Bau von Luxuswohnungen. Das Projekt scheiterte, weil vorher das Geld ausging. 2004 verabschiedete der Senat einen neuen Flächennutzungsplan für das Gebiet: Was vormals Bauland war, ist heute wieder Wald. Doch die Eigentümer wollen immer noch bauen. 2012 reichten sie einen neuen Bebauungsvorschlag ein. Ein Café mit Aussichtsplattform, Veranstaltungssäle und ein Museum sind in der Planung. Laut Marc Schulte (SPD), Bezirksstadtrat für Stadtentwicklung, lassen sich diese Pläne keinesfalls umsetzen: „Der Teufelsberg genießt Bestandsschutz. Eine Neubebauung des Geländes kommt daher nicht infrage. Die Investoren müssen umdenken“.
Ein „Aktionsbündnis Teufelsberg“, darunter Bürgerinitiativen und Naturschützer, setzt sich derweil dafür ein, dass der Berg wieder öffentliches Eigentum wird. Geht es nach dem Bündnis, soll das ehemalige Militärgelände renaturiert werden. Um das möglich zu machen, müsste das Land das Areal zuvor von den jetzigen Eigentümern zurückkaufen.
Der Stadtrat ist skeptisch
„Der Senat ist an einem solchen Schritt zurzeit nicht interessiert“, winkt Stadtrat Schulte den Plan der Naturschützer ab. Beschlusslage der BVV ist es, die ehemalige Abhöranlage als Zeugnis des Kalten Krieges zu erhalten. Ein entsprechender Antrag wird derzeit vom Landesdenkmalamt geprüft. Auch was den Erfolg des runden Tischs angeht, ist Schulte skeptisch: „Ein Kompromiss in Sachen Teufelsberg ist wünschenswert, er wird sich aber schwerlich finden lassen.“
Deutlich optimistischer äußert sich Hartwig Berger, Vorstandsmitglied des am Fuße des Teufelsbergs gelegenen Naturschutzzentrums Ökowerk. Er hoffe auf eine „fruchtbare Debatte“, so Berger, der das Aktionsbündnis Teufelsberg repräsentiert, zur taz. Auch einen Kompromiss zwischen Naturschutz, Kultur und Denkmalschutz halte er grundsätzlich für möglich. Solange der Senat aber die Forderungen des Aktionsbündnisses ignoriere und das Gelände nicht zurückkaufe, sei der runde Tisch dann doch bloß eine „Trockenübung“.
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