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Terry Pratchett gestorbenEin scharfsinniger Geist

Über 70 Bücher hat er geschrieben, am bekanntesten davon die Scheibenweltreihe. Jetzt ist Pratchett, der an Alzheimer litt, im Alter von 66 Jahren gestorben.

Terry Pratchett, 1948-2015. Bild: dpa

LONDON dpa | Die „Scheibenwelt“ und sein Kampf gegen Alzheimer machten ihn berühmt: Der britische Schriftsteller Terry Pratchett ist im Alter von 66 Jahren gestorben. Seine Familie sei um ihn gewesen und die Katze habe auf seinem Bett geschlafen, hieß es am Donnerstag in einer Mitteilung des Verlags Transworld Publishers. „Die Welt hat einen seiner klügsten, scharfsinnigsten Geister verloren“, sagte Verlagschef Larry Finlay.

Pratchett hinterlässt sein Frau Lyn und die gemeinsame Tochter Rhianna. Erst im vergangenen Jahr hatte er sein letztes Buch fertiggestellt, das wie so viele in der fantastischen „Scheibenwelt“ spielte. Das erste Buch der Reihe, in der der Brite oft die reale Welt und Literatur satirisch verarbeitete, war 1983 erschienen. Auf Deutsch heißt es „Die Farben der Magie“. Die fiktive, scheibenförmige Welt ruht auf dem Rücken von vier Elefanten, die wiederum auf dem Panzer einer gigantischen Schildkröte stehen.

Auch auf Pratchetts Twitter-Account wurde seinen Tod bekannt gegeben. Die Reihe von vier Nachrichten endete mit: „The End.“ Der Autor hat mehr als 70 Romane verfasst, die in mehr als 30 Sprachen übersetzt wurden und sich insgesamt rund 70 Millionen mal verkauften. In den 90er Jahren war er der britische Autor mit den besten Verkaufzahlen.

Bekanntgeworden war Pratchett, dessen Markenzeichen ein schwarzer Filzhut und ein schwarzer Mantel waren, auch als „Alzheimer-Krieger“. Im Dezember 2007 hatte er bekanntgegeben, dass er an einer sehr seltenen Form der Gehirn-Erkrankung litt, die er als „Widrigkeit“ bezeichnete. Seitdem hatte er sich intensiv mit Sterbehilfe beschäftigt. Im Jahr 2009 ernannte Königin Elizabeth II. Pratchett zum Ritter und verlieh ihm den Titel Sir.

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Themen #Fantasy

9 Kommentare

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  • Pratchett war und ist für mich ein großartiger Autor. Wie oft haben mich seine Romane aus den tiefsten Lebenskrisen zurück ans Tageslicht geholt? ungezählte Male.

    Wenn ich dachte, dass nichts mehr geht, brachten mich seine humorvollen Worte einer Welt, die die Realität so schön spiegelte, derselben wieder näher. Dafür mein Dank.

  • Scheiben-Kleister!

     

    Pratchett hatte sich nicht nur der Phantasie verschrieben, er selbst war auch stark in die Sachwelt verwebt. (Sachwelt, Re-altität, das ist der Ort, wo man den Dingen auf den Leim geht.) Jeder Artikel und Nachruf berichtet davon, mal mehr mal weniger ausführlich: Sterbehilfe, das war sein Thema der letzten Jahre. Das Private war politisch.

    Aber es fällt auf, dass sich kein Kommentar finden lässt, der dies reflektiert. So als sei das Private eben doch privat und Sterbehilfe sei nicht politisch, habe nichts mit Politik zu tun.

    „An overdose of irony, my dear readers?“ meint man den Dichter sagen zu hören.

     

    Übrigens hat sich jeder Leser bereits dazu ins Verhältnis gesetzt, ganz im Praktischen. Herr Pratchett hat viele Millionen zu den Leuten von der Sterbehilfe getragen, jeder einzelne Buchkauf ist in die Sterbehilfe verrechnet.

     

    Bin ich froh, dass ich keines gekauft habe. Ich bin kein Fan, ich gebe es zu. Wenn ich Terry Pratchett sah, fiel mir immer das „Weltenende“ von Jakob v. Hoddis ein:

     

    „Dem Bürger fliegt vom spitzen Kopf der Hut,

    In allen Lüften hallt es wie Geschrei,

    Dachdecker stürzen ab und gehn entzwei

    Und an den Küsten – liest man – steigt die Flut.

    Der Sturm ist da, die wilden Meere hupfen

    An Land, um dicke Dämme zu zerdrücken.

    Die meisten Menschen haben einen Schnupfen.

    Die Eisenbahnen fallen von den Brücken.“

     

    Zu ernst? Erbaulicheres findet man unter: „Nur ganze Sachen aufbauend krachen“ im Internet.

  • 9G
    970 (Profil gelöscht)

    Er ist ja nicht richtig tot, solange seine Seele in über 70 Romanen steckt.

  • What can the harvest hope for, if not the care of the reaper man?

     

    Take good care for him!

  • Vielleicht der scharfsinnigste, ganz sicher aber der humorvollste Autor der letzten hundert Jahre in meinen Augen. Es ist geradezu erschreckend dass die Qualität seiner Bücher nicht unter dem Tempo des Schreibens litt, man lasse sich auf der Zunge zergehen: mehr als 70 Romane in weniger als 35 Jahren - und Einer besser als der Nächste.

     

    Ich heuchle kein Bedauern für Menschen die mich nicht die Bohne gekümmert haben oder irgendwelche Zugunglücke, das ist mir verlogen. Aber Terry Pratchett? Das war dieser Mensch der in noch jedem Interview das ich las als genau der großartige Mensch durchschien, der er ganz offenbar war, sein Wirken als Autor überdies ist kaum zu unterschätzen.

     

    Möge er in Frieden ruhen, denn tot ist er noch lange nicht.

  • Ich hoffe ja immer noch, dass bald irgendjemand den Zettel findet auf dem steht

     

    "Ich binne nicht tot"

     

    Mein großer literarischer Held, so viel trauer...

  • traurig

     

    sehr traurig ...

  • R.I.P.

  • "HALLO TERRY, ICH HABE AUF DICH GEWARTET..."

     

    Für wen, wenn nicht für ihn, kam Tod persönlich.

     

    Ich trauere um einen wirklichen Meister der Worte.