■ Tennis: Thomas Enqvist startet mit Sieg in ATP-WM
Frankfurt/Main (dpa) – Der Schwede Thomas Enqvist hat gestern ein überzeugendes Debüt bei der mit 3,3 Millionen Dollar dotierten ATP-Tour-Weltmeisterschaft gegeben. Der Weltranglisten-Achte aus Stockholm besiegte in seinem ersten Gruppenspiel in der Frankfurter Festhalle den einen Platz besser eingestuften US-Amerikaner Jim Courier souverän mit 6:3, 6:2. Wie Michael Chang (USA) hat Enqvist nun in der „Roten Gruppe“ gute Aussichten, das Halbfinale zu erreichen.
Anders als bei Changs Sieg gegen Thomas Muster (Österreich) am Dienstag abend ging es beim Erfolg des Schweden auf dem Platz äußerst ruhig zu. Im zweiten Satz war Courier sichtlich frustriert, weil er kein Mittel gegen die kraftgeladenen Grundlinienschläge seines Gegners fand.
Derweil lobte Boris Becker nach seinem mühsamen Auftaktsieg gegen Wayne Ferreira (4:6, 6:2, 7:6) zwar nicht sich, dafür „die perfekte Halle“. Mit den wie im Opernhaus geschwungenen Balkonen unter der großen Kuppel war die Frankfurter Festhalle fünf Jahre lang ein stimmungsvoller Rahmen der ATP-Tour-Weltmeisterschaft. Nun hat sie als Veranstaltungsort des großen Saisonfinales im Herrentennis ausgedient. Die ATP hat sich für die höheren Gewinnerwartungen entschieden und zieht von 1996 bis 1999 von der Fest- in die Messehalle nach Hannover. „Es gibt keine Kontinuität, und die Leute verstehen das nicht“, sagte hierzu Pete Sampras.
Doch daß der Profi-Troß den Geldströmen folgt, ist nicht neu. Und Mark Miles, der Chef der ATP-Tour, verhehlt auch nicht, daß Hannover im Zusammenhang mit der Weltausstellung Expo 2000 die höheren Gewinne verspricht. Daß zwischen Mercedes und der Expo 2000 innige Bande bestehen und daß die schwäbischen Automobilbauer vom nächsten Jahr an wichtigster Sponsor der ATP-Tour sein werden, hat die Entscheidung natürlich einfacher gemacht. Für Idee und Realisierung des hannoverschen Tennis-Engagements steht ein Name: Ion Tiriac. Der rumänische Multimanager ist sowohl Mercedes-Generalvertreter wie auch ATP-Turnierveranstalter.
Jim Courier (USA) ist das alles ziemlich egal: „Ich habe dazu überhaupt keine Gefühle. Ich kenne Hannover nicht, und ich habe auch zu Frankfurt eigentlich keine richtige Beziehung.“ Nach der gestrigen Niederlage sind die Chancen gering, daß er im Lauf der nächsten Tage noch eine aufbaut.
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