: Tendenzjournalismus
■ betr.: "Generationswechsel", "Ich traue uns zu, zu regieren", taz vom 10.8.90, "Für einen Wirtschaftsboykott Iraks", "Sich heraushalten geht nicht, taz vom 11.8.90
betr.: „Generationswechsel“ (Klaus Hartung), „Ich traue uns zu, zu regieren“ (Antje Vollmer),
taz vom 10.8., „Für einen Wirtschaftsboykott Iraks“ (Bernd Ulrich), „Sich heraushalten geht nicht“ (Udo Knapp),
taz vom 11.8.90
Antje Vollmer sagte letzte Woche im Bundestag: „Während in der DDR die Tragödie wächst, steigt hier bei uns die Burleske.“ Richtigerweise müßte hinzugefügt werden: Den taz -LeserInnen bleibt die Groteske. Grotesk ist in der Tat der in der taz eingerissene Strömungsjournalismus. Seitenweise dürfen sich Strömungsfürstin Antje Vollmer und Anverwandte im Blatt, „das sticht“, auslassen. Jeder mehr oder minder geistreiche Spruch wird von der Bonner taz -Hofberichterstattung mitstenografiert und kommentiert. Antje Vollmers Bundestagsreden werden abgedruckt. Flankierend füllen Gesinnungsfreunde die Zeilen: Antjes Bundestagsmitarbeiter Bernd Ulrich darf sich auslassen, und die Ein-Mann-rapid-deployment-force des realpolitischen Flügels Udo Knapp konstatiert in derselben Ausgabe „Sich heraushalten geht nicht“. Rein zufällig bastelt Udo zur Zeit mit an Antjes „Umbruch-Kongreß“. Wenn man es nicht besser wüßte, könnte man glatt der Ansicht sein, die Bonner taz -Dependance befände sich im Bundestag, Zimmer HT 711.
Gibt es etwa noch Andersdenkende bei den Grünen? Wer sein Weltbild nur aus der taz bezieht, kommt zu dem Schluß: Da hat niemand was zu sagen. Allenfalls über die Andersdenkenden wird berichtet. Antje Vollmers Mitstreiter Reinhard Loske darf sich dann über deren fehlenden Realitätssinn auslassen.
Nun, daran, nicht in Artikeln oder gar als AutorIn in der taz in Erscheinung zu treten, haben sich die Andersdenkenden mittlerweile gewöhnt. (...) Jetzt, wo es für Antje ernst wird - nach bestehender Beschlußlage kann sie nicht noch mal in NRW für den Bundestag kandidieren -, gehen die Rolladen runter. Irgendwie muß Antje, die Unverzichtbare, wieder rein! Ob mit Aufbruch, Umbruch, auf jeden Fall mit Biegen und Brechen! Die taz als Kampagnehelfer für Antje. Da haben die Andersdenkenden zu schweigen.
Wolfgang Kühr, Essen (BRD)
(...) Was werden uns die Grünen und die neue rechtsliberale taz noch alles zumuten im Jahre der deutschen (Kotz!) Einheit? Es ist zum 'konkret'-Lesen, wenn der Gremliza nicht so ein verbohrter Kotzbrocken wäre.
Ich glaube nicht, daß sich das schließlich auszahlt. Die Gattung und der freie Markt werden Euch was scheißen - den Grünen und der taz.
Klaus W. Kowol, Gummersbach (BRD)
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen