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Tempelhof IIRückkehr der Rosinenbomber

Flughafenfreunde wollen auf ihren Quadratmetern wieder Flieger starten lassen. Andere demonstrieren für die gesamte Öffnung des Areals.

Schon im Juni forderten Demonstranten die Öffnung des Flughafen-Areals Bild: AP

Am Freitag kamen die Flughafen-Hinterhertrauerer, am Samstag kommen die Freiraumkämpfer. Pünktlich zum ersten Jahrestag der Schließung des Flughafens Tempelhof steuern Interessengruppen mit ihren Forderungen das Areal an.

Bereits am Freitagabend versammelte sich ein Bündnis von Schließungsgegnern am Platz der Luftbrücke. "Wir werden bis Mitternacht ausharren", so Bündnissprecher Michael Paul - in Erinnerung an die letzten beiden Flugzeuge, die vor einem Jahr zu diesem Zeitpunkt starteten. Der Senat missachte Tempelhof als Ort von weltgeschichtlichem Rang. Der Flughafen müsse in seiner heutigen Form erhalten bleiben, eine Bebauung verhindert und das Areal in das Unesco-Welterbe aufgenommen werden, fordert Paul. Auch solle ein "kleiner Flugverkehr" wieder möglich sein - für Rosinenbomber, Regierungsflieger und Rettungshubschrauber. Die 1-Quadratmeter-Idee der taz bezeichnet der Sprecher als "super": "Da immer eine Mehrheit der Berliner für Tempelhof war, hätten wir den Flughafen dann wieder."

Mit gänzlich anderem Ziel wird am Samstag protestiert: Dann veranstaltet das Bündnis "Tempelhof für alle" eine Demonstration mit der Forderung nach sofortiger sowie uneingeschränkter Öffnung des Flugfeldes. Das Areal müsse den Bürgern als Freiraum zur Verfügung stehen und nicht als "Law and Order"-Park mit Zaun, Wachschutz und Schließzeiten, so ein Sprecher. Thematisiert werden soll auch die Verdrängung einkommensschwacher Mieter in Neukölln. Ab 17 Uhr soll die Demo unter dem Motto "Süßes sonst gibts Saures" vom Hermannplatz am Flugfeld entlang zum Platz der Luftbrücke ziehen. Erwartet werden 150 Teilnehmer. Den taz-Vorschlag, jedem Berliner einen Quadratmeter zu überlassen, finde er persönlich interessant, so der Sprecher. So könnten ergebnisoffen Projekte für das Gelände diskutiert werden, statt die Bürger nur zu fragen, wie sie dort einen Park gestalten würden. "Die Idee könnte Diskussionen auslösen, die nicht von oben herab gelenkt werden."

Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD) sieht vor, das ehemalige Flugfeld ab Mai 2010 für die Berliner zu öffnen - allerdings nicht ganz. Das Areal soll umzäunt bleiben und abends geschlossen werden. Ein Wachschutz soll für Ordnung sorgen. Langfristig soll auf dem Flugfeld ein Landschaftspark mit drei angrenzenden Stadtquartieren und Gewerbeflächen entstehen. Im denkmalgeschützten Flughafengebäude sollen 5.000 Arbeitsplätze für die Kreativwirtschaft entstehen - wenn nicht die jetzige radikaldemokratische Initiative die Planung übernimmt.

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