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■ KommentarTeilzeitstaat?!

Henning Voscherau als Bürgermeister im Jobsharing mit Traute Müller – das wär's doch! Abbau von Politikerstreß, Verdoppelung von Arbeitsplätzen, ein „Aufbrechen geschlechtsspezifischer Arbeitsteilung“ und eine Offensive ohnegleichen in Sachen „Akzeptanz von Teilzeitarbeit“.

Mit ihrem Vorschlag, Teilzeitarbeit mit Lohnverzicht als Lebensentwurf nicht mehr nur von Aldi-Aushilfen zu erwarten, sondern auch von Spitzenbeamten, hat die ÖTV einen strategisch klugen Einstieg in eine Debatte gewählt, die Gewerkschafter und Sozialdemokraten meist Grünen oder CDU überlassen: Arbeitsplatzschaffung durch neue Lebens- und Karrieremuster, ein Abschied von der Ethik des „Der-Mensch-lebt-nur-durch-Erwerbsarbeit-allein“.

Die ÖTV-Vorschläge zur Gestaltung der Teilzeitarbeitsmodelle zeigen, welche Spielräume sich eröffnen, wenn gesellschaftliche Veränderungsprozesse nicht mehr bloß erlitten, sondern aktiv aufgegriffen werden: Mitsprache bei Arbeitsorganisation und Stellenzuschnitt sowie ein verantwortungsbewußter Umgang mit der eigenen Lebens- und Arbeitszeit sind Voraussetzungen für die anstehende Radikalreform der öffentlichen Verwaltung.

Natürlich: Der Teilzeitvorstoß der ÖTV wird weder die Massenarbeitslosigkeit beseitigen noch den öffentlichen Dienst revolutionieren oder gar das männlich-protestantisch-industrielle Leitbild von Arbeitsleben verschwinden lassen – aber ein wichtiger Baustein für die überfälligen Veränderungsprozesse ist er allemal. Höchste Zeit also, daß die Hamburger Politik dieses Angebot aufgreift.

Florian Marten

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