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■ Der Flug TWA800 und die Angst vor dem TodTechnik muß beherrschbar sein

Ein abgestürztes Flugzeug läuft Olympia den Rang ab. Kein Tag ohne neue Pressekonferenzen, Gerüchte, Enthüllungen zum berühmten Todesflug TWA800. Kein Tag ohne Tränen der Angehörigen, Absturzsimulationen auf dem Bildschirm und Nullsätze der FBI-Untersucher. Jetzt endlich sind die berüchtigte Black box und der Voice Recorder von Tauchern aus dem Ozean gefischt. Jetzt wird ausgewertet und nach verdächtigen Geräuschen gesucht. Clinton zeigt sich vor Ort und befiehlt strengere Sicherheitsmaßnahmen auf allen Flughäfen.

Es gibt selbstverständlich ein berechtigtes Interesse, herauszufinden, ob eine Bombe den Jumbo vom Himmel holte oder ein technisches Versagen der Triebwerke, ein Computerfehler oder ein betrunkener Pilot. Aber der Rummel um den Flugzeugabsturz vor Long Island im Herzen des technischen Fortschritts geht inzwischen darüber hinaus. Er hat noch andere Gründe.

Da sind die Medien, die mit diesem Grusler ein wunderbares Sommerthema gefunden haben. Und da ist der moderne Yuppie und Vielflieger mit seinen verdrängten Ängsten. Technik muß fehlerlos funktionieren. Und wenn sie dies schon nicht kann, dann müssen wir um jeden Preis und unbedingt klären, warum die Technik versagt haben könnte.

Der Mythos der Sicherheit und Beherrschbarkeit der Technik steht hinter dem Aufruhr um den „Todesflug“. Wer mag sich schon damit abfinden, daß Flugzeugabstürze womöglich das sind, was der Boeing-Chef in einem Interview ganz offen benannt hat: schlichte Arithmetik. Wie bei allen komplexen Systemen gibt es einen gewissen Prozentsatz unvermeidbarer Ausfälle. Je mehr geflogen wird, desto mehr Jets fallen herunter.

Der Absturz der deutschen Touristen vor der Dominikanischen Republik konnte noch mit dem Hinweis auf den Billigflieger verdrängt werden. Sollte in den USA die Bombentheorie jetzt aber nicht bestätigt werden, wird dies schwerer. Dann müssen Flugpassagiere neben die Statistik vom sichersten Verkehrsmittel auf Erden die unverrückbare Tatsache stellen, daß Technik versagen kann und uns der Tod auch zum Ende des Jahrhunderts noch jäh antritt. Selbst in der Business-Class bei Lachshäppchen und Schampus. Manfred Kriener

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