: Tauziehen geht weiter
■ Serben halten noch drei Zivilisten fest. Die Ifor feuert erstmals scharf
Sarajevo/Wien (AP/AFP/rtr/ taz) – Die bosnischen Serben halten nach Angaben der Regierung von Sarajevo weiterhin drei Zivilisten fest. Der Minister für die Beziehungen zu den Vereinten Nationen, Hasan Muratović, erklärte gestern, die Zivilisten aus Sarajevo säßen im Vorort Ilidža fest. Nach seinen Angaben wurden zwei der noch festgehaltenen Personen zu Weihnachten gefangengesetzt, einer davon sei Serbe. Der dritte habe auf der Liste der am Donnerstag Freizulassenden gestanden, sei aber nicht freigelassen worden. Ein Sprecher der Nato- Friedenstruppe Ifor konnte die Angaben nicht bestätigten.
Die Ifor hat nach Nato-Angaben erstmals scharfe Schüsse abgefeuert. Ein Nato-Sprecher sagte gestern, die Gewehrschüsse seien abgegeben worden, nachdem ein italienischer Soldat am Donnerstag in Sarajevo von einem Heckenschützen verwundet worden sei.
In Mostar sind in der Nacht zum Freitag zwei bosnische Polizisten verletzt worden, als Unbekannte mit Maschinengewehren ihren Wagen unter Beschuß nahmen. Nach Angaben der EU-Verwaltung in Mostar kamen die Schüsse aus dem kroatischen Viertel auf der anderen Seite des Flusses Neretva. Es sei davon auszugehen, daß es sich um einen gezielten Angriff handelte, der das Verhältnis zwischen bosnischen Muslimen und Kroaten in der geteilten und unter EU-Verwaltung stehenden Stadt belasten solle, sagte der Polizeichef von Mostar.
In Wien begann gestern mit eintägiger Verspätung die erste Runde der Verhandlungen über ein Rüstungskontrollabkommen für Exjugoslawien. Die fünf Parteien einigten sich auf ein erneutes Treffen am 16. Januar. Die für Donnerstag vorgesehene erste Runde war zunächst an einem Namensschilderstreit gescheitert. Die Vertreter der bosnischen Serben hatten auf einem eigenen Namensschild mit der Aufschrift „Republika Srpska“ bestanden. Dies wurde zugestanden. Die federführende Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit (OSZE) fügte allerdings für jede Verhandlungspartei den Zusatz „Partei des Dayton-Abkommens“ an.
Die UNO hat 50 Regierungen angeschrieben, um ein Kontingent von insgesamt 1.721 Zivilpolizisten für Bosnien aufstellen zu können. Nach Angaben aus UNO-Kreisen in New York können mit den bisher eingegangenen Zusagen jedoch lediglich rund 600 Beamte für die Polizeieinheit aufgestellt werden. Die UNO teilte mit, daß zur Zeit erst 100 Zivilpolizisten der UNO in Bosnien im Einsatz sind.
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