: Tausende Oskars auf der Straße
betr.: Wahlen im Saarland
Drei Dinge sollten nach der Landtagswahl im Saarland nachdenklich stimmen: 1. die geringe Wahlbeteiligung, 2. die Wahlerfolge der NDP und 3. die dramatischen Stimmenverluste der SPD, die ihren Status als Volkspartei immer mehr einbüßt. Wohin eine labile Demokratie ohne Demokraten führt, hat leider die Weimarer Republik gezeigt.
ALBERT ALTEN, Wernigerode
Wie immer nach einer Wahl, alle sind Sieger. Nur, warum soll „Oskar“ der Sündenbock sein. Tausende Oskars gehen auf die Straße und haben die Nase voll von sozialer Umgestaltung nach SPD-Vorstellung. Jetzt haben einige Leute im Saarland genau so gewählt und werden wieder als Nichtswisser abgetan. Wenn es in Deutschland wirklich so schlecht ist, müssen alle die Lasten tragen und nicht nur die Schwächsten. Rückenwind ist eine Frage der Position: Umdrehen, dann ist es Gegenwind. Es kommen noch einige Wahltermine 2004, sollten die Ergebnisse ähnlich verlaufen, kann niemand mehr ruhig weiterträumen, oder? EDMUND STROHMENGER, Rimbach
Klaus Uwe Benneter (SPD) lieferte gerade ein Anschauungsstück mit einem „rhetorischen Salto mortale“: Seine Truppe hat Rückenwind, verspürt ihn aber noch nicht! Seit vielen Monaten, seit mehreren Wahlauseinandersetzungen hat die ehemalige SPD so viel Gegenwind, dass sie in der Tat gar keinen Rückenwind verspüren kann. Nach der kräftigen Saarbrise kommen jetzt die Böen aus Brandenburg und Sachsen, auch die Kommunalwahl in NRW wird kein Zuckerschlecken. Empfehle, die Rettungsboote vorzubereiten. Kapitän Schröder hat den falschen Kurs gesegelt, der Kahn ist leckgeschlagen. EBERHARDT WUTTKE, Bonn
Eigentlich erreichte die CDU gerade mal ein Viertel aller Stimmberechtigten, nimmt sich freilich fast die Hälfte der Parlamentssitze; für die anderen Parteien gilt Entsprechendes. Bei Arbeitslosen und Sozialversicherten wissen die Politiker die Prozentrechnung penibel genau anzurechnen, für sich selbst verteilen sie gerne 100 Prozent brutto vom Kuchen, obwohl ihn nur 55 Prozent netto der Wähler gebacken haben. NORFRAN SCHAAF, Koblenz
In Wirklichkeit ist die CDU bei den jetzigen Landtagswahlen nur von 27 Prozent der Wahlberechtigten gewählt worden (1999 waren es noch 31,3 Prozent). Die CDU hat also verloren, nur bei weitem nicht in dem Maße wie die SPD, die in dieser Hinsicht von 30,5 Prozent auf 17 Prozent abgerutscht ist. Bei solchen Zahlen muss die Analyse ansetzen. ERHARD WEINHOLZ, Berlin
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