: Tausch: Landeskinder gegen Apfelsinen
Berlin (dpa) - Die Bundesrepublik hat nach offizellen Angaben von 1964 bis November 1989 rund 33.000 DDR-Bürger aus Gefängnissen in der DDR freigekauft. Die Angehörigen der Entlassenen hätten ebenfalls eine Ausreisegenehmigung erhalten. Über Haftentlassung und Ausreise hat nach Angaben von DDR-Innenminister Peter-Michael Diestel Stasi-Chef Erich Mielke nach Bestätigung durch den Ex-Staats- und Parteichef Erich Honecker entschieden. Der frühere Staatssicherheitsdienst habe die „Freikaufpreise“ von anfänglich 40.000 D-Mark pro Häftling von 1977 an auf zuletzt exakt 95.847 D-Mark erhöht. Die Summe sei „extra so krumm“ gemacht worden, um sie nicht als Pro-Kopf-Preis erscheinen zu lassen, meinte Diestel.
Nach Angaben des Innenministers wurden die Freikaufsummen auf Wunsch der DDR in materielle Leistungen verrechnet, die über „stille Kanäle“ ins Land liefen. Über den nach Diestels Worten „Tausch von Landeskindern gegen Apfelsinen“ sei so erstmals Weihnachten 1964 die DDR-Bevölkerung mit Südfrüchten versorgt worden. Bei den freigekauften Häftlingen handelte es sich laut Diestel in den ersten Jahren fast ausschließlich um verurteilte Straftäter.
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