Tatverdächtig für den Maschsee-Mord: Polizei ermittelt gegen Nazi-Rapper
Die Polizei Hannover hat einen tatverdächtigem im Maschsee-Mord ermittelt. Der 24-Jährige Alexander K. soll eine Frau getötet und zerstückelt haben.
Der Neonazi-Rapper Alexander K, alias "Sash JM" soll in Hannover Andrea B. ermordet und zerstückelt haben. Die Leichenteile wurden anschließend im Maschsee versenkt. "K. ist dringend verdächtig, die 44-Jährige getötet zu haben", sagt ein Polizeisprecher der niedersächsischen Landeshauptstadt. Der Verdächtige schweigt zu den Vorwürfen der Staatsanwaltschaft.
Im Internet hat K. als "Sash JM" auf unterschiedlichen Portalen Musikvideos gepostet. Einfacher Rappsound mit gewaltverherrlichenden Texten über Vernichtung, Vergewaltigung und Vaterland. In einem Song rappt der 24-jährige Arbeitslose: "Sie haben mein Hatz IV gestrichen (...) die Asylanten haben das Geld nicht verdient".
K., in Kiew geboren, lobt in einen anderen Song den norwegischen Rechtsterroristen Anders Breivik: "Du bist mein Star für Oslo, wir ficken den Rest. Du beschleunigst den Prozess". Songs des "nationalen" Liedermachers und NPD-Bundespräsident-Kandidaten Frank Rennicke spielte er neu ein: "Bewahr den alten deutschen Stolz vor diesen scheiß Parasiten (...) Wir haben noch immer die heilige Pflicht zu kämpfen". Immer wieder rappt K. aber auch, wie er Frauen brutal angreift und vergewaltigt.
Am Donnerstag konnten die Ermittler beim Amtsgericht Hannover einen Haftbefehl wegen Totschlags gegen K. erwirken. Eine Zeugin lieferte konkrete Hinweise die nach weiteren Ermittlungen zu K. führten. Seit vier Wochen ermittelt die Mordkommission "Fackel" nachdem Ende Oktober Spaziergänger Leichteile am Maschsee fanden.
Die drogenabhängige Frau, die sich prostituierte, war nach Polizeiangaben erst erstochen und dann "sehr professionell" zerkleinert worden. Die sterblichen Überreste soll K., der nur wenige hundert Meter vom See entfernt wohnt, wie "Müll" weggeworfen haben. Bisher vermuteten die Ermittler dass sich Opfer und Täter in der Drogenszene kennengelernt haben.
Den Haftbefehl übergaben die Beamten K. im Gefängnis. Eine Geldstrafe wegen Schwarzfahrens hat er nicht bezahlt. Auch sonst ist K. der Polizei nicht unbekannt. "Er ist unter anderem wegen Körperverletzungsdelikten und Verstößen gegen das Betäubungsmittelgesetz zu mehrjährigen Freiheitsstrafen verurteilt worden", sagt der Polizeisprecher. Die Polizei erklärte auch gleich, dass "eine Affinität zu rechtem Gedankengut" bestehe.
In der Szene ist K. nach taz-Erkenntnissen aber nicht aktiv. Er betreibt allerdings die Internetseite "rechtsrap". "Bleibt Deutsch und lasst euch nicht BRDigen" schreibt "Sash" mit "DB" - ein Kürzel für Deutschen Gruß. Auf der Internetseite finden sich auch Links zu anderen Szeneseiten. Auf der Straße war K., der über sich selbst schreibt, er sei mehrere Jahre in Psychiatrien, Therapien und Haft gewesen, aber auch politisch aktiv: Für die rechtslastigen "Freien Wähler Bremen e.V". Im Bürgerschaftswahlkampf 2011 sammelte er mit Dirk Heuer für sie Unterschriften. Heuer ist bei der NPD Hannover aktiv.
Ein Video von "Sash" nährt indes den Verdacht, er könnte auch für den Tod von Monika P. verantwortlich sein. Teile des Leichnams der 24-Jährigen fanden Spaziergänger nach dem 31. Dezember 2009 in Müllsäcken unter einer Brücke in Hannover. In einem Video, das K. am 1. Januar 2010 ins Netz stellte, beschreibt er, wie eine junge Frau bis zur Bewusstlosigkeit misshandelt und vergewaltigt wird.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Ex-Wirtschaftsweiser Peter Bofinger
„Das deutsche Geschäftsmodell funktioniert nicht mehr“
Studie Paritätischer Wohlfahrtsverband
Wohnst du noch oder verarmst du schon?
Armut in Deutschland
Wohnen wird zum Luxus
Ansage der Außenministerin an Verbündete
Bravo, Baerbock!
Bis 1,30 Euro pro Kilowattstunde
Dunkelflaute lässt Strompreis explodieren
Ex-Mitglied über Strukturen des BSW
„Man hat zu gehorchen“