: Taten statt Worte
■ Gedenkfeier im KZ Neuengamme: Überlebende fordern Knastverlegung
Gedenken allein reicht den ehemaligen Häftlingen des KZs Neuengamme nicht. Anläßlich des 50. Jahrestages der Befreiung, zu dem über 700 Überlebende und Angehörige aus Frankreich, Belgien, Polen, Rußland und anderen Staaten anreisten, forderte Robert Pinçon, Präsident der Amicale Internationale KZ Neuengamme (AIN), „mit der Verlegung der Strafanstalten“ auf dem ehemaligen KZ-Gelände endlich zu beginnen. Notfalls, so Pinçon, würde man erneut einige hundert Überlebende zusammenbringen, um für die Ausweitung der Gedenkstätte auf das gesamte ehemalige KZ-Gelände Druck zu machen.
Bürgermeister Henning Voscherau räumte in seiner Gedenkrede auf dem ehemaligen KZ-Appellplatz ein, daß es falsch war, „die Justizvollzugsanstalt Vierlande ausgerechnet auf dem ehemaligen Gelände des Lagers einzurichten“. Bei der Verlegung des Knastes sei man allerdings langsamer vorangekommen als geplant. Schuld daran, so Voscherau, seien „die Kosten der deutschen Einheit“. Zwar versprach der Bürgermeister einmal mehr, sich für die Knastverlegung einzusetzen. Einen genauen Zeitplan verriet er aber nicht.
Ein neu erstelltes Totenbuch, das etwa 20.000 der 55.000 in Neuengamme Ermordeten namentlich nennt, wurde ebenfalls den Vertretern von Amicale Internationale KZ Neuengamme übergeben.
Viele der Überlebenden sind gestern zum ersten Mal an den Ort ihrer Qualen zurückgekehrt und legten nach einem Schweigemarsch am Mahnmal der Gedenkstätte Kränze und Blumen nieder.
Fritz Brinkmann, Generalsekretär der AIN, betonte die „Unteilbarkeit des Widerstands“. Gleichzeitig forderten DKP-Mitglieder und ehemalige KZ-Häftlinge während der Gedenkfeier mit einem Transparent, die kommunistischen Widerstandskämpfer nicht totzuschweigen. sim
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