Tata kauft britische Autohersteller: Jaguar und Rover werden indisch

Tata Motors kauft Ford die zuletzt wenig lukrativen britischen Traditionsmarken ab. Die Arbeitnehmer sind zufrieden.

Britischer Jaguar vom indischen Tiger geschluckt. Bild: rtr

DELHI taz Indiens größter Automobilkonzern Tata Motors hat die Bieterschlacht um die beiden britischen Traditionsmarken Rover und Jaguar gewonnen. Bereits am Dienstagabend wurde der Kauf zum Preis von umgerechnet 1,5 Milliarden Euro besiegelt, teilten beide Konzerne am Mittwoch mit.

"Wir sind sehr zufrieden über die Aussicht, dass Jaguar und Rover bedeutende Teile unseres Automobilgeschäfts werden", sagt Tata-Konzernchef Ratan Tata. Tata Motors respektiere beide Marken und werde ihre Identitäten intakt halten. Ford-Chef Alan Mulally sagte, er sei "zuversichtlich", dass die Marken unter der Führung von Tata Motors weiter erfolgreich sein werden. Sein Unternehmen werde sich nun darauf konzentrieren, die Marke Ford weltweit zu stärken.

Das Bieterverfahren hatte im Juni 2007 begonnen, als Ford bekannt gab, dass der Konzern sich von den beiden britischen Marken trennen wollte. Der Verkauf dürfte im Sommer endgültig vollzogen werden, wenn ihn die zuständigen Regulierungsbehörden abgesegnet haben.

Der Generalsekretär der englischen Gewerkschaft der Automobilarbeiter Unite sagte in London, er sei zuversichtlich, dass die 16.000 Arbeitsplätze in den Unternehmen erhalten bleiben. Das hatte Konzernchef Ratan Tata den Angestellten bereits im Dezember zugesichert. Damals sagte er, bei einer Übernahme durch Tata würde sich in den Unternehmen nichts ändern, außer das sie "jemand in Indien" gehören. Daher hatten sich die Arbeitnehmer stark für den Verkauf an den indischen Konzern ausgesprochen, insbesondere, als ein Hedgefonds Interesse an einer Übernahme gezeigt hatte.

Mit dem Milliardendeal verliert Ford das lukrative Geschäft mit Rover. Der Konzern entledigt sich damit aber vor allem des jahrzehntelangen Sorgenkinds Jaguar. Ford hatte Jaguar 1989 für rund 2,1 Milliarden Euro gekauft, ein Jahr später Rover für eine ähnliche Summe. Trotz immenser Investitionen hat die Sportwagenmarke jedoch immer nur Verluste gemacht.

Ratan Tata, der 70-jährige Unternehmenschef mit dem markanten Falkengesicht, wird in Indien seit der knapp 12 Milliarden Dollar teuren Übernahme des niederländisch-britischen Stahl- und Aluminiumriesen Corus vor einem Jahr bejubelt wie ein Superstar. Die Tageszeitung Hindustan Times schreibt nun, Tata habe mit dem Jaguar-Rover-Deal "Geschichte geschrieben" und müsse nun "Übernahmetycoon" genannt werden. Auch die Entwicklung des "indischen Volkswagens", den er im Januar in Delhi vorstellte, hat zu Tatas hohem Ansehen in Indien beigetragen. Der Tata Nano, der knapp 2.000 Euro kosten wird, wenn er ab Sommer bei den Händlern steht, hat weltweit für Aufsehen gesorgt. Denn mehrere große Autokonzerne arbeiten an einem eigenen Billigstmodell für die aufstrebenden Märkte in Südamerika, Afrika und Asien. Doch ausgerechnet die indische Firma Tata Motors war am schnellsten und hat sich das in Zukunft so wichtige Billigstsegment somit auf Jahre exklusiv gesichert.

Ob Tata Motors mit dem Kauf von Jaguar gut beraten war, wird indes noch zeigen. Ford hat seit dem Kauf 1989 geschätzte 10 Milliarden Dollar in Jaguar investiert, ohne je daran zu verdienen.

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