: Taschenlied
Der Tod war jünger als ich,
aber paar Freunde spielten mit ihm
und brachten ihm bei, wie man schneller erwachsen wird.
Ich weiß, es gibt Gemeinplätze, an denen die Menschheit
sich einen Bauch anfuttert; ich kenne die Schleifereien,
wo die Prinzipien an Schärfe gewinnen –
aber wenn Madame Dior von Pelzkragen träumt,
quillt die Taiga unweigerlich über
von Fallen und Blut.
Sie, meine Damen und Herren, gewohnt,
karge Einsiedlerkost im Supermarkt an der Ecke
zu kaufen, Sie kommen, mir scheint, mit Apfelsinen
ans Bett eines Toten, denn in dieser Straße
liebt Gott nur bis zur Hausnummer vierundzwanzig,
wo die Muselmanen beginnen, und andere
mit undefinierbarer Nationalität,
Rumänen Bulgaren Albaner
und sogar die polnische Kavallerie
mit ihren blanken Säbeln auf dem Schlachtfeld
vor Aldi...
Welcher Professor könnte uns beibringen
das Klimpern des Kleingelds,
daß wir es auswendig aufsagen könnten, tief
in die Tasche geduckt, mit der Hoffnung,
daß die Geschichte ihr Kleingeld nie zählt?
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