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Tanzen bis zum EndeLetzte Feier vor der Räumung

Das Wilhelmsburger Soulkitchen-Gelände wurde noch einmal zur Tanzfläche. Nach Abschied war niemandem zumute.

Entspannte Stimmung: Der Platz vor der Soulkitchen-Halle am Samstag. Bild: Annika Lasarzik

Die Musik bricht ab. Der junge Mann hinter dem DJ-Pult verschiebt schnell ein paar Regler, ein neuer Song beginnt. „Wer da gerade auflegt? Keine Ahnung – der ist spontan vorbeigekommen und hat einfach losgelegt“, sagt Matthias Lintl. Der Macher der Soulkitchen-Halle sitzt an der Bar und betrachtet das Treiben auf dem Platz davor.

Viel ist noch nicht los am Samstagnachmittag: Ein paar Menschen sitzen in der Sonne, am Kanalufer halten zwei Jungs die Füße ins Wasser, der Wind wiegt eine Hängematte. Im Hintergrund die alte Industriehalle, ein langer Zaun und immer wieder der Hinweis „Betreten verboten“.

Seit zwei Monaten ist das schon so: Die Soulkitchen-Halle ist dicht, seit der Räumung waren auch Lintl und seine Mitstreiter nicht mehr drin. Die angrenzende Freifläche nennen sie nun ihr „Exil“. Das passt: Abgeschieden und ein wenig entrückt wirkt der vo

Die Soulkitchen-Halle

Die Soulkitchen-Halle war Drehort des gleichnamigen Films von Fatih Akin aus dem Jahr 2009.

Zu einem nicht-kommerziellen Kulturzentrum haben Wilhelmsburger Bewohner die Halle an der Industriestraße gemacht: Seit 2010 gab es dort Konzerte, Tanz, Diskussionen und Ausstellungen.

Die Hamburger Finanzbehörde will das Gebäude abreißen und die Fläche vermarkten. Die Halle wurde Mitte Juni dichtgemacht.

Die städtische Immobilienverwaltung Sprinkenhof AG hat angekündigt, das gesamte Areal bis zum 31. August zu räumen. NIKA

n bunten Fahnen gesäumte Platz inmitten der Lagerhallen und LKW-Stellplätze. Mit wenigen Mitteln hat sich das Kollektiv eingerichtet – eine Theke, ein aus bunten Holzlatten zusammengezimmertes DJ-Pult, ein paar Bänke, ein Unterstand, mehr steht nicht auf dem Platz.

Auch das Abschiedswochenende haben sie kaum geplant. „Wir schauen mal einfach, wer so kommt und was passiert“, sagt Lintl. Alles soll bewusst improvisiert, unfertig, spontan sein, das habe schließlich schon in der Halle gut funktioniert.

Das Konzept geht auf: Mit sinkender Sonne füllt sich der Platz, irgendwer macht immer Musik, schenkt Getränke aus oder bedient den Grill. Die Atmosphäre ist entspannt, fröhlich, familiär. Viele Wilhelmsburger sind da, andere haben einen weiteren Weg. Sarah kommt aus Altona. Sie hat im Internet von der Party erfahren. „Kulturelle Freiräume wie die Soulkitchen muss man unterstützen – und das Feiern macht hier draußen einfach Spaß“, sagt die Studentin mit Blick auf die beleuchtete Kulisse am Veringkanal.

„End of summer“ ist das Motto dieses letzten Wochenendes vor der behördlich angedrohten Räumung, aber in Endzeit-Stimmung ist niemand. Erstmal feiern, Musik hören, tanzen. Der ungewissen Zukunft der Soulkitchen-Halle begegnen Betreiber und Gäste mit einer Mischung aus Optimismus, Ratlosigkeit und Trotz.

Das Programm für die nächsten Tage steht bereits fest, Ideen für die Gestaltung des Geländes gibt es viele. Etwa die eines „offenen Freiraums für ausrangierte Kunst“: Ausgediente Kunstwerke aus dem öffentlichen Raum könnten am Veringkanal erhalten bleiben – „im Prinzip wie ein Gnadenhof für alte Tiere, die vor dem Schlachter gerettet werden“, sagt Lintl.

Die Soulkitchen-Halle selbst könnte zum offenen Atelier umfunktioniert werden, in dem Künstler gemeinsam arbeiten. Die Ideen will Lintl der Stadt nun vorgelegen. Auf die drohende Räumung angesprochen, gibt er sich zuversichtlich. „Ob wir hier wirklich vertrieben werden, das wollen wir doch mal sehen.“

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1 Kommentar

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  • G
    Gast

    Nicht erwähnt in dem dünnen Artikel ist die Tatsache, das es über 6000 Unterschriften gegen die Vertreibung gibt und das diese Politik hier langsam zur Tradition wird. Erst sollten die Zinnwerker vertrieben werden, was auch immer noch nicht vom Tisch ist, auch wenn wir den Opernfundus verhindert haben. Gleichzeitig hat die Politik den Vehringkanal angeblich als Kulturkanal entdeckt, was immer sie auch darunter versteht. Wir brauchen und wollen hier keine behördliche organisierte Kultur, wir kriegen das ganz gut selber hin. Und was wir hier nicht brauchen ist Verdrängung zu Gunsten weiterer LKW Flächen, die für noch mehr Schwerlastverkehr sorgen.