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Archiv-Artikel

Tanja Dückers, Autorin

Am 26. April 1986 stürmte meine Mutter ins Zimmer, um mir vom Reaktorunglück zu erzählen. Ich brauchte eine Weile, um zu begreifen, was los war – falls man eine unsichtbare Gefahr überhaupt begreifen kann. Ich war 17, wohnte in Westberlin. Ich zweifelte jedes Wort, jede beschwichtigende Floskel an und dachte, wir werden alle nur verarscht. Vor zwei Jahren besuchte ich das umstrittene tschechische AKW Temelín. Man kann dort Ansichtskarten des Werks vor einem Sonnenuntergang kaufen. Etwas Makabreres habe ich selten gesehen.