Tamilen-Proteste in Deutschland: Strafverfahren wegen Gleisblockaden
In Frankfurt und andernorts blockierten hunderte Menschen aus Protest gegen den Krieg in Sri Lanka Gleise und Straßen. Nun ermittelt die Polizei. Die Bahn prüft Schadensersatzklagen.
![](https://taz.de/picture/351703/14/Hauptbahnhof.jpg)
BERLIN taz | Die Polizei hat Strafverfahren gegen Tamilen eingeleitet, die am Wochenende Bahnstrecken und Autobahnen in Deutschland blockierten, um auf die Situation in ihrer Heimat aufmerksam zu machen. Das bestätigte das Innenministerium von Nordrhein-Westfalen gestern der taz. "Strafverfahren sind eingeleitet", sagte ein Sprecher. Zudem prüft die Deutsche Bahn AG Schadensersatzklagen gegen die Blockierer. "Wir behalten uns rechtliche Schritte vor", sagte ein Sprecher der Bahn gestern der taz. "Wir prüfen noch, ob der Aufwand einer Klage dem entspricht, was wir davon erwarten könnten."
Für rund zwei Stunden war am Sonntagnachmittag der Frankfurter Hauptbahnhof nicht anfahrbar. Mehrere hundert Menschen blockierten die Gleise im Einfahrtsbereich des Kopfbahnhofs. Es kam zu erheblichen Verspätungen, Reisende mussten auf öffentliche Nahverkehrsmittel umsteigen. Außerdem blockierte eine Gruppe von rund 200 Tamilen fast zwei Stunden lang die Autobahn 52 zwischen Düsseldorf und Essen. Es kam zu einem Stau von 30 Kilometern Länge. Sie fuhren mit ihren Autos vom Düsseldorfer Landtag, wo sie sich zunächst versammelt hatten, auf die Autobahn, stellten ihre Fahrzeuge auf dem Randstreifen ab und blockierten zu Fuß die Autobahn in beide Fahrrichtungen. Die Demonstranten beendeten die Blockade friedlich.
"Die Demonstranten wollen darauf aufmerksam machen, dass die Welt sich nicht dafür interessiert, was mit den Tamilen passiert", sagte Viraj Mendis vom Bremer Menschenrechtsverein der taz. Mendis gehört als Singhalese zur größten ethnischen Gruppe Sri Lankas und arbeitet seit Jahren mit Tamilen zusammen. "Die Regierungen der Welt sind mehr an wirtschaftlicher Zusammenarbeit mit der sri-lankischen Regierung interessiert als daran, den Tamilen zu helfen", sagt er. Auf Transparenten der Demonstranten war zu lesen: "Krieg ohne Zeugen auf Sri Lanka - Stoppt das Massaker an den Tamilen" und in Sprechchören forderten sie "Deutschland, Deutschland. Hilf uns, hilf uns". Auch in Düsseldorf war der Hauptbahnhof für über eine Stunde von Demonstranten blockiert und der Zugverkehr lahmgelegt. Wie hoch der Schaden ist, konnte die Bahn noch nicht beziffern. Frauke Böger
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