Taliban-Bewegung in Pakistan: Brutale Angriffe auf Schiiten
Nach dem Machtkampf von 2009 gilt heute Hakimullah Mehsud als Anführer der pakistanischen Taliban. Er gilt als brutaler Hitzkopf und soll verheerende Anschläge verantworten.
Mitte 2009 stand die Taliban-Bewegung in Pakistan (Tehrik-i-Taliban Pakistan, TTP) vor dem Aus. Die Gruppe drohte in das zu zerfallen, was sie im Grunde eigentlich ist: eine Ansammlung von etwa einem Dutzend Gruppen - unter ihnen sowohl rein kriminelle als auch fanatisch religiöse -, die große Teile von Pakistans Grenzgebiet zu Afghanistan unter sich aufgeteilt hatten.
Kurz zuvor hatte der US-Geheimdienst CIA den Anführer der Gruppe, Baitullah Mehsud, mit einer Drohne getötet. Ein Machtkampf entbrannte, bei dem es wohl auch zu Schießereien zwischen den Anhängern verschiedener Gruppen gekommen ist.
Aus dem Gerangel ging Hakimullah Mehsud als Anführer der Pakistanischen Taliban hervor. Der Endzwanziger gilt als brutaler Hitzkopf. Er soll hinter einer Reihe verheerender Anschläge stehen und der Wunschkandidat von al-Qaida gewesen sein.
Auch gilt es als sehr wahrscheinlich, dass sich die afghanischen Taliban in den Nachfolgestreit eingemischt und für Hakimullah eingesetzt haben, um eine Auflösung der Organisation zu verhindern. Die Kontakte zwischen den afghanischen Taliban und der TTP gelten jedoch als begrenzt. Mehr als einmal haben die afghanischen Taliban die TTP wegen ihrer maßlos brutalen Terrorakte gegen Muslime kritisiert.
Wie Baitullah Mehsud, der die TTP Ende 2007 als Dachorganisation gegründet und bis zu seinem Tod zusammengehalten hat, stammt Hakimullah Mehsud aus Südwasiristan, einer Bergregion an der Grenze zu Afghanistan. Er und sein Cousin Qari Hussain, ein weiterer TTP-Kommandeur, waren zuvor in den Terrorgruppen Sipah-i-Sahaba und Laschkar-i-Jhangvi aktiv, zu denen sie bis heute Kontakte unterhalten.
Beide Gruppen sind in Pakistan unter anderem wegen ihrer brutalen Angriffe auf Schiiten gefürchtet. Hier kommt auch al-Qaida ins Spiel: Osama bin Ladens Terrororganisation arbeitet in Pakistan über Stellvertreter. Laschkar-i-Jhangvi gilt als engster Verbündeter des Terrornetzwerks.
Viele Pakistaner machen die USA und ihren Afghanistankrieg für den Aufstieg der Pakistanischen Taliban und ihre Terrorkampagne verantwortlich, und zumindest indirekt trifft diese Beobachtung zu. Die unwegsame Grenzregion zu Afghanistan wird seit jeher von Stammesmilizen kontrolliert, der pakistanische Staat ist dort kaum vorhanden. 2002 kam es zu Zusammenstößen mit Milizen, als pakistanische Truppen in die Region eindrangen und begannen, Jagd auf fliehende Al-Qaida-Kämpfer zu machen. Aus diesen bürgerkriegsähnlichen Kämpfen gingen 13 Gruppen hervor, die mit großer Brutalität die gesamte Region unter ihre Kontrolle gebracht haben. Aus diesen Gruppen wurde später die TTP.
Pakistans Generäle haben lange eine Strategie der Eindämmung verfolgt. Erst nachdem die TTP bereits unzählige Anschläge in ganz Pakistan verübt und immer weitere Gebiete unter ihre Kontrolle gebracht hat, marschierte die pakistanische Armee in mehrere TTP-Hochburgen ein und vertrieb deren Kämpfer von dort.
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