: Tabubruch für die ganz Kleinen
Kirche fordert mehr Krippenplätze – und dass der Bund die Kinderbetreuung bezahlt
48 neue Plätze für Kinder unter drei Jahren bietet die Bremische Evangelische Kirche (BEK) im jetzt beginnenden Kindergartenjahr an, 40 davon in Kooperation mit Betrieben und Krankenhäusern. Beantragt bei der Behörde habe man allerdings doppelt so viele, sagte gestern die Leiterin der kirchlichen Kindertagesstätten, Ilse Wehrmann.
Sie kritisierte einen „erheblichen Nachholbedarf“ bei der Betreuung der Unter-Dreijährigen in Bremen. „Das reicht alles noch gar nicht.“ Insgesamt gibt es derzeit in Bremen 1.150 Plätze für die ganz Kleinen, 68 in Trägerschaft der Evangelischen Kirche und immerhin 180 mehr als im Vorjahr. Es gehe aber nicht alleine um eine Anpassung des Angebots an die Nachfrage, wie sie jetzt auch von der Landesregierung betrieben werde, so Wehrmann. „Wir haben auch ein Ausbildungsproblem.“ Deutsche ErzieherInnen würden, anders als ihre Kollegen und Kolleginnen in europäischen Nachbarländern, nicht auf die Betreuung von Kleinkindern und Säuglingen vorbereitet. Ein unhaltbarer Zustand, so Wehrmann, da in den ersten Lebensjahren die Grundlagen für spätere Lernerfolge gelegt würden. Daher habe die BEK in Kooperation mit der Bertelsmann-Stiftung ein Fortbildungsprogramm für ihre MitarbeiterInnen aufgelegt. Wichtig sei zudem, dass auch in sozialen Brennpunkten Krippen-Plätze eingerichtet würden. Gerade dort habe die frühkindliche Förderung einen präventiven Charakter. „Wir müssen viel früher an diese Kinder herankommen.“ Die Stadt müsse auch dann die Betreuungskosten übernehmen, wenn Eltern arbeitslos seien, forderte Wehrmann.
Bremen sei schon aus finanziellen Gründen nicht in der Lage, für jedes Kind einen kostenlosen Kitaplatz zur Verfügung zu stellen, so Wehrmann. Daher müsse der Bund zuständig für die Kitas werden, nötig sei eine „nationale Kraftanstrengung“.
Wehrmann räumte ein, dass die institutionelle Betreuung von Unter-Dreijährigen auch in der Kirche lange Zeit ein familienpolitisches Tabu gewesen sei. Umso wichtiger sei es, dass die Kirche jetzt hier ihren Schwerpunkt setzen würde. eib