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Archiv-Artikel

TROTZ NACHFRAGE IM IRAN: DER TRANSRAPID BLEIBT EIN AUSLAUFMODELL Eine politische Investition

Nur einen Tag nach dem Baustopp für die Transrapid-Trasse in China gibt es neue Hoffnung für die deutsche Technologie Magnetschwebebahn: Iran will eine 800 Kilometer lange Transrapid-Strecke bauen und hat ein deutsches Ingenieurbüro mit einer Machbarkeitsstudie beauftragt. 1,5 Milliarden Euro „Anschubfinanzierung“ seien angeblich bereitgestellt, meldet die Süddeutsche Zeitung.

Die lang ersehnte Wende in der chronisch erfolglosen Transrapid-Geschichte ist das jüngste iranische Interesse jedoch nicht. Denn die Iraner werden mit den gleichen Problemen zu kämpfen haben, die bereits das vorläufige Ende des Ausbaus der weltweit einzigen Referenzstrecke in Schanghai verursacht haben: Das System ist teuer, es ist nicht kompatibel mit bestehenden Verkehrssystemen und wegen Lärm und elektromagnetischer Strahlung in der Bevölkerung kaum durchzusetzen. Auch die technischen Fortschritte bei Hochgeschwindigkeitszügen wie dem TGV oder dem ICE stellen den Sinn des Transrapid heute in Frage.

Doch selbst wenn sich die iranische Transrapid-Strecke als Seifenblase entpuppt: Schlau ist der Schachzug aus Teheran trotzdem. Denn der Auftrag für die deutsche Schwebetechnik kommt zu einem Zeitpunkt, an dem das iranische Regime international mit dem Rücken zur Wand steht. Während das Land wegen seiner Urananreichung weltweit kritisiert wird und die USA mit Krieg drohen, locken die Herrscher in Teheran potenzielle Partner mit guten Geschäften. Die Iraner wissen offensichtlich sehr genau, wie sensibel die deutsche Politik auf Exportinteressen der Wirtschaft reagiert, und machen dieser den Mund mit der Aussicht auf Milliardenaufträge wässrig. So werden wohl auch diesmal deutsche Politiker mit diplomatischem Geschick Unternehmensinteressen einen Weg bahnen. Einen Keil zwischen Deutschland und den USA treibt das sicher nicht; aber das deutsche Interesse, einer Eskalation des Iran-Konfliktes entgegenzuwirken, nimmt spürbar zu. So gesehen ist die Transrapid-Studie zunächst vor allem eine politische Investition, ein Zeichen für die Markttauglichkeit des Transrapid ist sie nicht. TARIK AHMIA