„TAGESSCHAU“-PANNEN, VOLONTÄRE, BUSINESS PUNK, GRUNER + JAHR : Die Sendung mit dem Klaus und Lesefutter für Hirsche
Liebe taz-Medienredaktion, eine der besten Sendungen der ARD ist die „Sendung mit der Maus“. Ihre Stärke ist, komplexe, also umfangreiche, Zusammenhänge, also Dinge, simpel, also einfach, darzustellen. Das kann die ARD also ziemlich gut.
Umso erstaunlicher ist es, dass die Dinge, die die ARD falsch macht, auch ganz einfach sind. Namen zum Beispiel. Der Bundespräsident, der heißt Horst. Nicht Helga oder Paul, Horst. Das wissen die bei der ARD schon ganz schön lange. Mindestens fünf Jahre, so lange ist der Horst nämlich schon Bundespräsident. Und trotzdem nennen sie ihn Klaus.
Oder Flaggen richtig zu zeigen. Die Deutschlandflagge zum Beispiel. Da verwechseln die einfach Rot und Schwarz.
Und während unsereins immer wieder vor dem Kasten hängt und staunt, mit welch lässigem Schwung die „Tagesschau“-Sprecher die unglaublichsten Namen aussprechen, als wäre ihnen Inguschisch in die Wiege gelegt, schleicht sich folgendes Gefühl ein: Wenn die ARD schon die leichten Sachen nicht hinbekommt, was ist dann erst mit den schwierigen, mit denen, die man nicht so schnell kontrollieren kann? Vielleicht hat Marc Bator auch keine Ahnung, wie man Dsyaudin Dsortow ausspricht, und denkt sich das nur aus? Da, ganz Kriegsveteran, wünscht man sich die gute, alte Zeit zurück, 1986, als die Neujahrsansprache von Kanzler Kohl die Altjahrsansprache war. Da wenigsten waren bei der ARD noch Leute am Werk, die wussten, was sie taten.
Apropos wissen, was man tut. Wer die Financial Times Deutschland liest, weiß, dort arbeiten etliche, ganz schön clevere Frauen. Wer dort arbeitet, stellt fest, die Bestimmer- bzw. die Laberposten sind dennoch in männlicher Hand. Seit ein paar Jahren ist zu beobachten, dass in den Volontärskursen nur noch wenige Männer sitzen. Im August-Kurs an der Akademie für Publizistik etwa waren es von 21 Teilnehmern drei. Wenn man gemein sein will, sagt man, es würde halt nach Qualifikation eingestellt. Und hat das Gefühl, die Frauen ziehen an den Herren vorbei.
So ist es vielleicht kein Zufall, wenn aus den Reihen der FTD-Garden nun Business Punk kommt, das Magazin für den Hirsch. Das Heft, so schallt es aus dem Gruner+Jahr-Verlegerwald, richte sich an „High Performer“, die „ihren Lebensstil stets verteidigen, ihren Erfolg vor anderen rechtfertigen müssen“ – an arme Zwölfender also, die mit der Patek Philippe am Huf einsam auf weiter Flur stehen, das Maul gen Himmel gestreckt, und röhren. Nach Aufmerksamkeit und kampfeslustigen Gegenspielern. Und nach paarungsbereiten Rehen, die sich gemäß dem Heftinhalt „Mythos der sexy Sekretärin“ im Unterholz bereithalten. Die Zielgruppe wird als „radikal, kompromisslos, erfolgreich“ beschrieben und soll durch den Untertitel „work hard, play hard“ angesprochen werden.
Ob man irgendeinen Kriegsausbruch verpasst hat, fragt man verwundert und blickt zur Seite, wo Gruner ab Herbst außerdem Beef bereithält, das Rezeptheft für den High Performer. Noch vor wenigen Wochen wollte Gruner seine Mitarbeiter anpumpen, nun scheint das Schlimmste vorbei: Bei so viel geballter Männlichkeit nimmt die Krise schnell Reißaus.
Damit zurück nach Berlin.