: T-Aktie in freiem Fall
Die Telekom will ihre Aktionäre mit Dividenden beruhigen. Die Gewerkschaft Ver.di findet das einseitig und kurzsichtig
BONN dpa/rtr ■ Die Deutsche Telekom AG kommt auch unter ihrem neuen Vorstandschef René Obermann nicht zur Ruhe. Nun musste das Unternehmen schon zum zweiten Mal innerhalb eines halben Jahres die Erwartungen für das laufende Geschäftsjahr senken – und damit einräumen, dass es die Probleme nicht in den Griff bekommt. Die Gewerkschaft Ver.di warnte davor, den zunehmenden Konkurrenzdruck allein auf dem Rücken der Mitarbeiter auszutragen. Es sei „an Einseitigkeit nicht zu überbieten“, wenn der Konzern den Aktionären erneut Dividenden auf Vorjahresniveau verspreche und zugleich den Druck auf die Beschäftigten erhöhe.
Die Telekom hatte ihre Prognose für den operativen Gewinn 2007 am Sonntag von 19,7 bis 20,2 Milliarden Euro auf 19 Euro gesenkt. Begründung: der harte Wettbewerb im Breitband- und Mobilfunkmarkt. Weil sich die frei verfügbaren Mittel im vergangenen Jahr aber besser als erwartet entwickelt hatten, soll die Dividende für 2006 mindestens 72 Cent wie im Jahr 2005 betragen. Zugleich hält der Konzern an seinem Ziel fest, bis 2010 5 Milliarden Euro einzusparen. Teil des Plans ist es, 45.000 Service-Mitarbeiter in konzerneigene Gesellschaften auszugliedern, wo sie auf Gehalt verzichten und länger arbeiten sollen.
Dabei resultieren die Probleme der Telekom nur zum Teil aus dem verstärkten Wettbewerb und der Tatsache, dass die Regulierungsbehörde sie immer noch wie einen Monopolisten behandelt. So hat die Telekom den Service über Jahre hinweg vernachlässigt. Im Festnetz beispielsweise macht sich das nun auch in der Bilanz bemerkbar.
Bündelprodukte, aber auch mehr Nähe und Dienstleistung sollen die Kunden nun neu überzeugen. „Besserer Service geht allerdings nur mit motivierten Mitarbeitern“, sagte Ver.di-Vorstandsmitglied und Telekom-Aufsichtsratsvize Lothar Schröder. Er bezweifle, dass die geplante Ausgliederung dazu der richtige Weg sei. Zudem habe die Telekom gerade bekannt gegeben, zwei weitere Callcenter in Suhl und Cottbus zu schließen. Allerdings hätten die Verhandlungen über die Servicegesellschaft noch nicht begonnen.
Die Anleger ließen sich von dem Dividenden-Versprechen offenbar nicht beruhigen. Gestern sackte die Aktie innerhalb weniger Minuten um über 6 Prozent ab und machte damit die mühsam unter Obermanns Führung angehäuften Kursgewinne wieder zunichte.