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Archiv-Artikel

Szenen einer Ehe

Weil er den Sohn angestiftet haben soll, die Mutter zu schlagen, musste sich gestern ein Mann vor Gericht verantworten

Von eib

Arnold M. hat nach seiner Darstellung eine glückliche Ehe geführt. Seine 17 Jahre jüngere Frau hat den Haushalt geschmissen, im Geschäft die Buchführung gemacht und als beliebte Verkäuferin für einen vollen Laden gesorgt. Drei Kinder hat das Paar, das seit 35 Jahren zusammen ist, der Jüngste wohnt zu Hause.

Doch so glücklich kann die Ehe nicht gewesen sein. Am 25. Oktober 2004 soll Arnold M. den damals 16-jährigen Sohn angestiftet haben, die Mutter zu schlagen, bevor er ihn mit den Worten „jetzt bin ich dran“ ablöste. Der 69-Jährige bestreitet die Tat. Nach seiner Version, die er gestern vorm Amtsgericht erzählte, sei der Sohn auf die Mutter losgegangen. Diese habe zuvor davon erzählt, wie sie sich mit Männern per E-Mail „zum Ficken“ verabrede. Er habe versucht die beiden zu trennen, behauptet Arnold M. Ein paar Tage später werden Fotos von Brigitte M. gemacht, auf der diese ein blaues Auge hat und blaue Flecken an den Armen. „Sie bekommt sehr leicht blaue Flecken“, erklärt Arnold M. „Und blaue Augen wohl auch?“, kontert Richter Friedrich Kornblum. Immer wieder macht er Arnold M. klar, dass er seine Darstellung für genauso so subjektiv gefärbt hält, wie die von Brigitte M. Seine Frau habe ihn und die Kinder geschlagen, erzählt der Angeklagte, sei immer wieder für drei Nächte verschwunden. Mittlerweile soll sie mit einem früheren Kunden zusammenleben, mit dem sie laut Arnold M. seit zehn Jahren ein Verhältnis hat. „Im Internet hat sie ihren Körper angeboten“, sagt Arnold M. Und dass sei nur ein Bruchteil von dem, was sie getan habe. Außerdem sei sie schon einmal zur Beobachtung in der Psychiatrie gewesen, nachdem sie Tische umgeschmissen hatte. Seine Frau hingegen hat Arnold M. nicht zum ersten Mal vorgeworfen, er würde sie misshandeln. Einer Haushälterin schrieb sie Zettel, er halte sie im Haus gefangen. Auch die Polizei rückte deswegen einmal an, konnte aber nichts dergleichen feststellen.

Auf eine Zeugenbefragung verzichtete der Richter. Die Wahrheit würde dadurch auch nicht ans Licht kommen, sagte Kornblum, da nur einer bei der Tat dabei gewesen war, der Sohn. Dessen Aussage sei nicht verlässlich, da er sich zum einen selbst schützen und sich zwischen Vater und Mutter entscheiden müsse. „Hier gibt es nur Verlierer“, so Kornblum.

Das Verfahren wurde gegen die Zahlung von 800 Euro Bußgeld eingestellt. Schon im vergangenen Jahr war das Verfahren gegen den Sohn eingestellt worden, dieser lebt jetzt beim Vater. Die „glückliche Ehe“ von Arnold und Brigitte M. soll im nächsten Monat geschieden werden. eib