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System oder Abrieb?

■ AKW Brokdorf liegt weiterhin still / Ursache für Störung noch unklar

Die AKW-Betreiber müssen noch ein bißchen in die Röhre gucken: „Mit dem geplanten Wieder-Anfahrtstermin am 29. Juli wird es nichts“, teilte das Kieler Energieministerium gestern definitiv mit. Der Grund: Nachdem während des jährlichen Brennelemente-Wechsels im Kraftwerk vor knapp zwei Wochen erhöhte Mengen an Radioaktivität über defekte Hüllrohre aus dem Schornstein entwichen sind (taz berichtete), dauert die Revision des seit dem 26. Juni stillstehenden Atommeilers länger als erwartet.

Mit den schriftlichen Ergebnissen der Gutachten, welche die genaue Ursache für den Austritt der strahlenden Gase ermitteln sollen, sei zwar erst Ende der Woche zu rechnen. Doch es deute alles darauf hin, daß es sich bei den Schäden nicht um „systematische“, also in der Konstruktion der Brennelemente selbst liegende Ursachen handele.

Die bisherigen Gespräche mit den Gutachtern, erklärte ein Sprecher des Ministeriums, ließen darauf schließen, daß die Defekte an den Brennelementen durch „fretting“ (englisch für Abrieb) entstanden seien. Die strahlenden Gase waren durch defekte Hüllrohre an 20 der insgesamt 193 eingesetzten Brennelemente ausgetreten.

Probleme mit den sogenannten Focus-Brennstäben, die im Atommeiler Brokdorf eingesetzt werden, hatte es auch schon im baden-württembergischen AKW Philippsburg II gegeben. Der nicht nur von Umweltschützern geäußerte Verdacht, daß es sich um identische Mängel handele, konnte aber bisher nicht bestätigt werden.

Der Beruhigungsversuch des Ministeriums, bei den aktuellen Schäden seien die genehmigten Tagesgrenzwerte nicht überschritten worden, wurde von den schleswig-holsteinischen Grünen gestern scharf kritisiert: „Die Grenzwerte wurden so hoch genehmigt, daß die jetzt aufgetretene Abgabe radioaktiver Stoffe höher ist als normalerweise die gesamte Jahresabgabe aus dem AKW Brokdorf.“

Heike Haarhoff

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