Syrischer Bürgerkrieg: Die Palästinenser-Brigade
Das Regime fliegt verstärkt Angriffe auf Hochburgen der Rebellen. Die haben in Damaskus eine Palästinenser-Brigade gegründet, um Assads Anhänger zu bekämpfen.

Die Luftwaffe fliegt verstärkt Angriffe gegen die Rebellen, wie hier in Idlib. Bild: reuters
DAMASKUS/BEIRUT/ISTANBUL dpa/rtr | Die syrische Luftwaffe fliegt verstärkt Angriffe auf die Rebellenhochburgen außerhalb von Damaskus. Am Mittwoch griffen Kampfpiloten nach Angaben von Regimegegnern mehrere Ziele in den Ortschaften Arbien und Al-Ghouta an.
Bei heftigen Gefechten zwischen Regierungstruppen und bewaffneten Aufständischen in den Provinzen Idlib und Aleppo soll es auf beiden Seiten zahlreiche Opfer gegeben haben. Am Dienstag waren laut Informationen der Organisation Syrischer Menschenrechtsbeobachter 180 Menschen getötet worden, unter ihnen 47 Angehörige der Truppen von Präsident Baschar al-Assad.
Unterdessen haben Rebellen nach eigener Darstellung eine Palästinenser-Brigade gebildet. Diese solle im Flüchtlingslager Jarmuk gegen palästinensische Anhänger von Präsident Baschar al-Assad kämpfen, sagte ein Befehlshaber der Aufständischen am Mittwoch der Nachrichtenagentur Reuters.
Palästinenser gegen Palästinenser
Gegner sei vor allem die Volksfront für die Befreiung Palästinas-Generalkommando (PFLP-GC) von Ahmed Dschibril, die Assad unterstützt. „Wir haben die Palästinenser, die kämpfen wollen, bewaffnet“, sagte der Befehlshaber. Dschibrils Leute drangsalierten die Einwohner von Jarmuk und kämpften gegen die Rebellenarmee.
In dem Stadtviertel von Damaskus leben rund 150.000 Palästinenser. Die meisten von ihnen sind Nachfahren von Palästinensern, die nach der Gründung des Staates Israel 1948 flüchteten. Insgesamt leben in Syrien rund eine halbe Million palästinensische Flüchtlinge. Der Aufstand gegen Assad hat sie politisch gespalten. Viele haben sich den Rebellen angeschlossen. Die im Gazastreifen regierende radikal-islamische Hamas schloss dieses Jahr ihre Büros in der syrischen Hauptstadt.
Der Krieg hat inzwischen mehr als 300 000 Menschen aus dem Land getrieben. Das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen (UNHCR) geht davon aus, dass diese Zahl sich bis zum Jahresende mehr als verdoppelt.
Leser*innenkommentare
Thomas H
Gast
Faktisch begann der innerpalästinensische Bürgerkrieg im "Flüchtlingslager" Yarmouk vor Damaskus bereits im Juni des vergangenen Jahres, als es zu einer spontanen Massenerhebung der palästinensischen Bewohner gegen die PFLP-GC und andere Assad-treue terroristische Palästinensermilizen kam, bei der die Büros dieser Terrorgruppen niedergebrannt wurden. Daraufhin veranstalteten PFLP-GC und syrische Regimetruppen gemeinsam ein Strafmassaker innerhalb der ihnen zu jener Zeit noch schutzlos ausgelieferten palästinensischen Zivilbevölkerung Yarmouks, bei dem dutzende Menschen (darunter viele Jugendliche und auch Kinder) ermordet wurden.
Die deutsche Presse ignorierte diese einschneidenden Ereignisse im Sommer letzten Jahres leider vollständig.
In der Folge begannen sich immer mehr in Syrien lebende Palästinenser der syrischen Opposition gegen das Assad-Regime anzuschließen und eigene bewaffnete Selbstschutzkräfte aufzustellen, in Koordination mit der syrischen Rebellenarmee FSA.
Auch im (von der inzwischen tief gespaltenen Hamas noch beherrschten) Gazastreifen stehen die Zeichen immer mehr auf innerpalästinensischem Bruderkrieg.
Die Revolution in Ägypten, der Shalit-Deal, der innerarabische und innermuslimische Bruderkrieg in Syrien, sowie das nun beschlossene Mega-Investmentprojekt des Herrschers von Katar im Gazastreifen, lassen die vom iranischen Mullahregime über Jahrzehnte mühsam errichteten nahöstlichen Einflussgebiete -samt den dort herrschenden verbündeten Terrorgruppen und Terrorregimes- derzeit rasant zusammenschmelzen, wie Schnee in der Sonne.
Die Karten werden derzeit völlig neu gemischt, in Nahost.
Senckbley
Gast
mehrdad: "hätte man diese strategisch wichtigen höhen assad zurückgegeben, so würde bald die al quaida direkt an der grenze israels stehen..."
Glücklicherweise sind die Golan-Höhen längst im Namen der Freiheit annektiert, was einigen Winzern die Möglichkeit verschafft, dort oben ganz besondere Weine zu kultivieren. Die kann man selbst in Europa in Spezialgeschäften kaufen, solange sich die EU-Bürokratie nicht dem Boykottbegehren islamischer Staaten anschließt.
Den "Tauben" Israels dürfte es im übrigen schwer fallen, den Golan gegen ein flüchtiges Friedensabkommen zu verschachern wie seinerzeit den Sinai.
mehrdad
Gast
als jemand, dem die juden und deren sicherheit am herzen liegen (anders als der typische TAZ leser), bin ich froh, dass israel die golanhöhen nicht abgegeben hat.
hätte man diese strategisch wichtigen höhen assad zurückgegeben, so würde bald die al quaida direkt an der grenze israels stehen und aus überhöhte position ganz nordisrael beschiessen können, wie es die syrische armee bis 1967 regelmässig tat.
es ist übrigens rassismus, von palästinenser "flüchtlinge" zu sprechen. es ist rassismus gegenüber millionen nicht- palästinensische flüchtlinge, weil komischerweise nur bei den pallys der flüchtlingsstatus vererbbar ist und sonst wo auf der welt nicht.
wessinger
Gast
5 Euro helfen, die Wilderei zu stoppen
Damit unsere Freunde von der Hochfinanz und vom Adel mehr zum abknallen haben.
WIe lange duldet ihr denn noch diese dreckige Anzeigenkampagne von WWF?
Rainer David W. Früh
Gast
"palästinensische Flüchtlinge" :-D
In diesem Zusammenhang fällt mir eine Frage ein: Wie viele Millionen Flüchtlinge aus Ostpreußen, Schlesien, Pommern etc. leben eigentlich in Deutschland?
Die übrigen Fragen erspare ich mir.......