Syrien und Libanon beenden diplomatische Eiszeit: Nach 60 Jahren wieder Beziehungen
Anfang Juli hatten der libanesische Präsident Michel Suleiman und sein syrischer Kollege Bascher el Assad die Aufnahme der Beziehungen vereinbart. Jetzt ist es so weit.

DAMASKUS afp/dpa/taz Nach mehr als 60 Jahren Eiszeit haben Syrien und der Libanon diplomatische Beziehungen aufgenommen. Der syrische Außenminister Walid el Muallim und sein libanesischer Kollege Fausi Saluch erklärten am Mittwoch in der syrischen Hauptstadt Damaskus den Beginn der Beziehungen, wie es in einer offiziellen Mitteilung hieß. Das bilaterale Verhältnis solle auf Grundlage des "gegenseitigen Respekts, der Souveränität sowie der Unabhängigkeit" beider Staaten gestärkt werden. Anfang Juli hatten der libanesische Präsident Michel Suleiman und sein syrischer Kollege Bascher el Assad die Aufnahme der Beziehungen vereinbart.
Die Beziehungen zwischen Syrien und dem Libanon sind von starken Konflikten geprägt. Beide Staaten tauschten seit der Unabhängigkeit des Libanon 1943 und Syriens 1945 keine Botschafter aus. Syrien war jahrzehntelang als Schutzmacht des Libanon aufgetreten und hatte bis zum April 2005 zehntausende Soldaten im Nachbarland stationiert. Auslöser für den Abzug der syrischen Truppen war die Ermordung des libanesischen Ex-Ministerpräsidenten Rafik Hariri zwei Monate zuvor und sich daran anschließende Massenproteste im Libanon, da Damaskus im Verdacht stand, mit dem Attentat zu tun zu haben. Die Normalisierung der Beziehungen war am 12. Juli am Rande des Gründungsgipfels der Mittelmeerunion in Paris ausgemacht worden.
Im Zuge ihrer Annäherung vereinbarten die beiden Länder auch Gespräche über strittige Grenz- und Flüchtlingsfragen. Die Grenze ist an mehreren Abschnitten schlecht markiert. Nach Angaben von Menschenrechtsgruppen werden in Syrien zudem mehrere hundert Menschen festgehalten, die während des Bürgerkriegs zwischen 1975 und 1990 im Libanon verschwanden.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!