Symposium: Kulturmacher hilflos am PC
■ Studie ergab: Know-How für neue Medien fehlt
Digitale Medien sind aus der Kultur nicht mehr wegzudenken. Nur kennt man sich dort nicht genug mit den neuesten technischen Errungenschaften aus, so eine Studie im Auftrag des Kulturzentrums Schlachthof.
Jens Werner vom Medienzentrum im Schachthof sagt: „Die Bremer Kulturzentren brauchen gezielte Unterstützung ihrer Arbeit mit den neuen Informations- und Kommunikationstechniken“. Zwar könne man „dank der Fähigkeit zur Improvisation“ in den Einrichtungen per E-Mail kommunizieren, „es fehlt jedoch die Qualifikation zum sicheren und effektiven Gebrauch neuer Medien“, klagt Werner. Vor allem gebe es kaum Projekte in denen es auch um die kreative Medien-Nutzung geht.
Die Medienwerkstatt startet deshalb ab 21. November das Symposium: „Testbetrieb – Stadtkultur und neue Medien“. Hier sollen Sinn und Unsinn, der Nutzen aber auch die Risiken von digitalen Technologien diskutiert werden. „Besonders im Hinblick auf die Entwicklung einer Informationsgesellschaft müssen wir den Anforderungen gerecht werden“, rät der Kultur- und Medienexperte.
„Testbetrieb“ dauert vier Tage und ist prall gefüllt mit Workshops, Vorträgen und einem Kurzfilmprogramm. Tanzbar ist das Thema zudem noch: Die VJ-Party am 23.11. läuft zum Motto „Video trifft Plattenteller“ – Interaktion zwischen Bild und Ton.
„,Testbetrieb' ist aber nur der erste Schritt, um bessere Qualität kultureller Arbeit mit den neuen Technologien zu schaffen“. Die Medienwerkstatt entwickelte ein Modellprojekt, das unter dem Namen „Medienlabor at Time“ im nächsten Jahr starten soll. Geplant ist unter anderem ein Experimentierzentrum. Inte-ressierte können hier lernen, mit Computern, Video, Foto und Ton multimedial zu arbeiten. In Bremen gibt es noch keine Projekte dieser Art. „Wir sind die Vorreiter“, freut sich Werner. Nur die Finanzierung sei noch nicht geklärt, bedauert er im selben Satz. „Wir warten noch auf die Bestätigung für eine Förderung durch das Landessonderprogramm ,Bremen in Time'“. Andreas Jacobsen aus dem Wirtschaftsressort erklärt: “Wir erstellen noch eine Prioritätenliste, weil es zu viele Anträge für zu wenig Geld gibt“.
Da Informations- und Kommunikationstechnologien meist wirtschaftlich genutzt werden, sind zunehmend Menschen bei der Nutzung ausgegrenzt. Damit die Kulturarbeit gegensteuern kann, fordert Werner auch eine bessere technische Ausstattung. Kulturelle Stadtteilarbeit kann einer Kommerzialisierung entgegenwirken. Werner plädiert: „Alle sollten die Chance haben, die neuen für sich Medien zu nutzen“. Melanie Haselhorst
Anmeldung: Tel.: 0421-377 750
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