piwik no script img
taz logo

Sylvia Prahl sucht nach den schönsten Spielsachen

Wenn Kinder über Kunstwerke reden, ist das oft brachial. Theoretische Überlegungen spielen keine Rolle, was zählt, ist das Gefühl. Kommt man über Urteile wie „gut“ oder „Das ist ja total bescheuert“ hinaus, sind die Erkenntnisse oft erhellend und führen Erwachsenen ihre festgefahrenen Sichtweisen vor Augen. Im inklusiven Workshop „Geister. Ertasten und ertappen“ für Kinder mit und ohne Beeinträchtigungen reden 6- bis 12-Jährige im Hamburger Bahnhof am Sonntag von 14 Uhr bis 16 Uhr über die Gefühle, die Kunstwerke in ihnen auslösen. Sie überlegen, wie sie ihre Empfindungen sichtbar und für andere spürbar machen können – und welche Farben und Materialen dafür am besten geeignet sind. Zunächst betrachten sie in der Ausstellung „Hello World. Revision einer Sammlung“ Kunstwerke aus aller Welt und basteln dann eine Fühl-Collage, die ihren ganz persönlichen Ausstellungsrundgang dokumentiert (9 €, Anmeldung: 266 42 42 42, www.smb.museum).

Mit Kindern über Politik zu reden und über politische Persönlichkeiten, stellt einen schnell vor Schwierigkeiten: Wie große Zusammenhänge kinderkompatibel in Worte fassen? Hilfreich sind Kinderbücher, die das Thema bereits eindampfen und einem das geeignete Vokabular mit auf den Weg geben. In der Reihe „Kleine Bibliothek großer Persönlichkeiten“ ehrt der Laurence King Verlag auch „Nelson Mandela“, der am 18. Juli 100 Jahre alt geworden wäre. Die britische Wissenschaftsautorin erzählt das Leben des ersten schwarzen Präsidenten Südafrikas, von seiner Kindheit in einem Dorf, den Lebensumständen schwarzer Südafrikaner, und was ihn dazu bewegt hat, für ihre Freiheit zu kämpfen und Rechtswissenschaften zu studieren. Ihr sachlicher Ton ist aber so stofflich, dass die Biografie nach Abenteuerstory klingt. Sie schmückt sie mit Zitaten Mandelas, wie „Warum sollte meine Hautfarbe über mein Leben bestimmen?“; Begriffe wie Missionar, Apartheid, ANC, Township oder Hochverrat erläutert sie im Glossar kurz und verständlich. Sogar die Freiheits-Charta des ANC ist abgedruckt. Die Illustrationen der Londonerin Hannah Warren sprühen vor Energie und lassen die 50er Jahre aufleben. Dass die Bilder in den Farben des ANC – Schwarz, Gelb, Grün – gehalten sind, ist ein respektvolles Detail. Achtjährigen fordert das Buch noch einiges ab, aber nach mehrmaligem Lesen lassen Kommentare darauf schließen, dass hier der Boden für das Verständnis größerer Zusammenhänge bereitet ist (Isabel Thomas, Hannah Warren, „Kleine Bibliothek großer Persönlichkeiten: Nelson Mandela“, 64 S., Laurence King Verlag, Berlin 2018, 9,50 €).

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen