Svenja Bergt über die Reform der Ökolabel auf Elektrogeräten: Tschüss, A+++
Endlich. Zwanzig Jahre nach Einführung der Energieeffizienzlabel auf Elektrogeräten hat die EU-Kommission es auch gemerkt: Eine Skala von, zum Beispiel, A+++ bis G, die sich alle paar Jahre ändert und je nach Geräteklasse unterschiedlich ist, sorgt für das Gegenteil von Klarheit. Ob wohl kürzlich ein EU-Kommissar einen Kühlschrank kaufen wollte und selbst an der Kennzeichnungskreativität seiner Vorgänger verzweifelt ist?
Sarkasmus beiseite. Es ist gut, dass das System jetzt vereinfacht werden soll. Besser spät als überhaupt nicht. Die Kennzeichnung, zumindest der Idee nach, klärt den Verbraucher auf, ohne ihn zu bevormunden, schafft aber gleichzeitig eine Lenkungswirkung für die Gerätehersteller.
Doch die wurde mit jedem neuen Plus hinter dem A immer kleiner. Welchem Verbraucher ist schon klar, dass der Unterschied in Sachen Energieeffizienz zwischen einem Gerät mit A+++ und einem mit A+ genauso groß ist wie zwischen Geräten mit den Klassen A und C? Und dass die unteren, schlechten Effizienzklassen zwar, vermutlich zur Zierde, noch auf dem Label stehen, aber schon längst keine derart ineffizienten Geräte mehr auf den Markt kommen dürfen? Eine fundierte Abwägung zwischen dem Energieverbrauch, den dadurch erzielbaren Einsparungen und dem Gerätepreis lässt sich so kaum mehr treffen.
Dass in Kreisen von Herstellern und Händlern jetzt gejammert wird, kann eher als Zeichen für die Wirksamkeit einer Neuregelung gelten. Verbraucherschutz ist schließlich nicht deren Kernkompetenz.
Was sich die EU-Kommission allerdings fragen lassen muss: Warum erst jetzt? Verbraucher- und Umweltschützer hatten schon zu Beginn der Etikettenpflicht bemängelt, zu welchen Auswüchsen die Einführung sich ändernder Effizienzklassen führen würde.
Wenn die EU-Kommission jetzt lobt, wie viel Energie durch eine Reform der Kennzeichnung eingespart werden kann und was das den Verbrauchern bringt, steht im Raum: Das hätte man alles auch früher haben können.
Wirtschaft + Umwelt
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