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Sven Hansen über Chinas bisher größte MilitärparadeXis Tauben und Raketen

Warum hat die Führung in Peking 70 Jahre gebraucht, um zu merken, dass China 1945 an einem großen militärischen Sieg beteiligt war, den sie nun erstmals mit einer Militärparade feiert?

Zum einen, weil am alliierten Sieg über Japan die verhassten chinesischen Nationalisten weit stärker beteiligt waren als die Kommunisten. Und zum anderen, weil der damalige Sieg Chinas starkem Mann Xi Jinping heute gut ins Konzept passt.

Für Xis Vorgänger war der Sieg der kommunistischen Revolution 1949 stets wichtiger gewesen, weshalb es Militärparaden nur alle zehn Jahre am Gründungstag der Volksrepublik (am 1. Oktober) gab. Doch Xis Propagandalosung ist der „chinesische Traum“. Darunter versteht er ein starkes, selbstbewusstes und hinter der KP geeintes China. Xi wollte nicht bis zur nächsten Parade 2019 warten. Seine Parade hat also mehrere Botschaften: nach innen, dass Xi unangefochten Führer ist und das Militär nach seiner Pfeife tanzt. Nach außen zeigt China den asiatischen Nachbarn, dass mit Peking nicht zu spaßen ist. Das dürften die meisten allerdings schon zuletzt gemerkt haben, als Peking bei Territorialstreitigkeiten immer härter auftrat. Jetzt zur Schau gestellten Waffen wie eine „Flugzeugträger-Killer“ genannte Rakete zeigen, dass China auch von den USA militärisch auf Augenhöhe wahrgenommen werden will.

Damit Chinas martialisches Auftreten besorgte Nachbarn nicht stärker in die Arme der USA treibt, wurde die Parade mit Friedenstauben beendet und eine Verkleinerung der Streitkräfte um 300.000 Mann angekündigt. Beides dürfte nicht verfangen. Mannschaftsstärke ist weit weniger wichtig als es Waffenarsenale sind. In die wird weiter kräftig investiert. Viele Nachbarn haben die Parade denn auch nie als Friedenssignal verstanden. Vietnam, dessen Regime ähnlich tickt wie das in Peking, aber mit diesem über Inseln streitet, hat entsprechend reagiert – mit einer eigenen Militärparade.

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