■ Surfbrett: Kein Platz für die Familie in Bonn
Alle paar Monate legen sich die Ministerien in Bonn ein neues Webdesign zu. Die Politik ändert sich dadurch natürlich nicht. Ganz vorn an der Front der Fassadenmaler steht zur Zeit Claudia Nolte, die Ministerin für Familie, Frauen und andere Benachteiligte der Leistungsgesellschaft. Wer dammit ohnehin Sorgen hat, muß hier alle Hoffnung fahren lassen. Nichts kann kälter und von obszönerer Glätte sein als dieses Bild der Eingangshalle des Bonner Familienministeriums. Mangels passender Begriffe hat man sich damit abgefunden, die Architektur, die es abbildet, wahlweise postmodern oder dekonstruktiv zu nennen. Es ist reale Dutzendware. Hier nun sind die Säulen, Wände, Treppen und Wegweiser anklickbar, mal darf man einen Brief abschicken, mal geht's zu den Themen für Zielgruppen, mal zu den Pressemitteilungen. Wo bleibt Claudia Nolte, die Christdemokratin? Die paar Treffer, die sich mit der Eingabe ihres Namens in Suchmaschinen erzielen lassen, führen allesamt zur berüchtigten Fehlermeldung Nummer 404: Falsche Adresse, Dokument nicht verfügbar. Offenbar hat sie erst vor kurzem das Weite gesucht, eine Art Schlüsselkind ihres Ministeriums. Ein Blick auf die Abteilung für Familie läßt denn auch tiefste Zerrüttung erkennen. Schon das Vorzimmer ist asozial: blauer Teppich, Ledersessel und Topfpflanze. Hinter der zuständigen Klicktür ist die Welt zu Ende. Die Klarsichthülle beginnt. Die Bundesregierung teilt mit, heißt es hier nun ganz ohne Grafik, was „Familienpolitik bedeutet“. Zu Recht hat sie den Artikel bei dem Substantiv weggelassen, das hier jeden Sinn verloren hat. (www.bundesregierung.de/inland/ ministerien/bmfsfj_rahmen.html). niklaus@taz.de
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