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■ SurfbrettDie IFA hat online die falsche Adresse

Nicht immer spricht der Domainname für sich selbst. Wer in der Erwartung, die Website der 47. Internationalen Funkausstellung zu finden, schlicht www.ifa.de eintippt, wird gründlich enttäuscht. Diese Adresse ist vom Institut für Auslandsbeziehungen gekapert worden, offenbar kurz bevor die Fernseh- und und Radiobranche ausgerechnet das Internet als ihre Zukunft entdeckt hat. Das Institut sitzt wie die richtige IFA ebenfalls in Berlin, vielleicht jedoch nicht mehr lange. Es gehört zu den Kandidaten der Haushaltskürzungen, denen sich auch Außenminister Fischer nicht entziehen kann. Die Abschiedsschmerzen könnten in diesem Fall erträglich sein, die Existenzgründe des Instituts leuchten nicht unmittelbar ein. Selbst auf seiner insgesamt recht hübsch gestalteten Website kann es nirgendwo erklären, was genau es denn nun tut. Es pflegt Kontakte mit geistesverwandten Gremien. Der inhaltsreichste Text beschäftigt sich mit der Vita des Institutspräsidenten, der von der Humboldt-Stiftung kam und sein Amt 1998 für fünf Jahre übernahm.

Die Abwicklung des Dauer-IfA von Berlin könnte deshalb noch teurer werden als seine Erhaltung, aber die Webadresse würde frei für das Medienereignis der echten IFA in zwei Jahren.Wer schon heute im Web nachschauen will, was in den Hallen los ist, muss www.ifa-berlin.de eingeben. Eine Webcam verschafft einen gewissen Einblick, doch insgesamt straft die offizielle Website all die auf der Messe selbst gebetsmühlenhaft wiederholten Versicherungen Lügen, das Fernsehen werde nun endgültig mit dem Internet verschmelzen. Davon ist nichts zu sehen, die offizielle Website vermittelt brav und ordentlich Informationen über Zufahrtswege, Hallenpläne und Ausstellerlisten. Möglicherweise ist das der Grund, warum dem diesjährigen Messemaskottchen, einem germanisch rothaarigen Cybergirl, das sich in die analoge Fernsehwelt verirrt hat, hier nun immerzu die Schlafzimmeraugen zuklappen. Na dann gute Nacht, möchte man dem armen Ding wünschen.

Wer mag, kann sich danach im bei solchen Gelegenheiten wohl auch in Zukunft unvermeidlichen „Cycosmos“ der selbst ernannten Multimedia-Kult-Produzenten der Firma I-D-Media aus Essingen-Forst (www.i-dmedia.com) seinen eigenen Avatar zusammenbauen. Das mit dreidimensionalen Figuren angereicherte Chatprogramm hat sich seit seiner katastrophal abgestürzten Premiere auf der letztjährigen „CeBIT-Home“ so weit gemausert, dass es ohne Gefahr für den eigenen Rechner auch zu Hause ein bisschen funktioniert. Über 100.000 Mitglieder sollen sich inzwischen angemeldet haben, behaupten seine Erfinder, die nächstes Frühjahr noch leibhaftig nach Berlin umziehen wollen. Über die Zahl der Karteileichen schweigen sie sich aus. Das Einweihungsritual ist abschreckend kompliziert, die Auswahl der virtuellen „Bodies“, Interessen und Lebensweisheiten von abgrundtiefer Banalität. Wer dennoch weiterspielt, ist wahrscheinlich vom Leben ohnehin schon schwer enttäuscht. Auch nicht eben munter stimmt das grafische Grundkonzept des überwiegend schwarzen Cycosmos, das an die finstersten Raumschiffe der Siebzigerjahre erinnert. Selbst die Trekkies haben inzwischen den Anschluss an die Neuzeit besser geschafft.

niklaus@taz.de

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