Superlative und noch Besseres: Kein Loch istfür immer, Deniz!
Hamburger Soundtrack
von Nils Schuhmacher
Ein hierzulande nicht sehr bekanntes dänisches Sprichwort lautet: „Der Fuchs weiß mehr als ein Loch.“ Was mag es in diesem Zusammenhang wohl bedeuten, fragen sich herkömmliche Leser und handelsübliche Musikfreunde. Wo soll es uns hinführen?
Dies ist schnell erklärt. Es bedeutet eben erstens, dass Füchse sich unterschiedlichsten Bedingungen schnell anpassen können und in ihnen dann überlegen agieren. Zweitens, dass sie mit ihrer Art längst verloren geglaubtes Terrain zurückgewonnen haben. Beispiele wären etwa die Pop-Metropolen London und Berlin und auch andere deutsche Städte. Und drittens bedeutet es, dass genau dort – im Pop und also mitten unter uns – weitere (Wissens-)Quellen (aus Löchern) sprudeln.
Zum Beispiel: Kraftklub, die „klügste Band im ganzen Land“ (Stern). Oder Tocotronic, die „klügste deutsche Band“ (Stern), die überdies auch noch als „Einserschüler des Pop“ (Zeit online) zu überzeugen wissen. Ihnen dicht auf den Fersen folgen Die Ärzte als „das wohl intelligenteste Musikprojekt der deutschen Nachkriegszeit“ (Amazon). Dann Fehlfarben als „Garant für intelligente Unterhaltung auf höchstem Niveau“ (Mopo). Und schließlich die Ryker’s als „eine der besten und intelligentesten deutschen Szene-Bands aller Zeiten“ (so die Ankündigung beim „With Full Force“-Festival 2008).
Aus der Hip-Hop-Szene stoßen dazu Prinz Pi, dem man „lassen [muss], dass er einer der intelligentesten und talentiertesten Rapper des Landes ist“ (rap.de) sowie natürlich Blumfeld, von denen bekannt sein dürfte, dass ihnen „bislang eine der intelligentesten Annäherungen an das [gelungen] ist, was man sich von den wahren Hip-Hop-Lyrics verspricht“ (Persona Non Grata).
Was soll man da noch ergänzen, außer: „Ich halte Allee der Kosmonauten für eine der besten und intelligentesten Romantik-Rock-Bands Deutschlands“ (Herbert Grönemeyer) oder: „In die DDR zu gehen, war das Klügste, was ich je gemacht habe“ (Wolf Biermann).
Denkt man sich so, um dann doch in einem Superlativ und einer guten Sache zu landen: nämlich der „schlauste[n] und modernste[n] deutschen Band überhaupt“ (FKP Scorpio), die unter dem Namen Trümmer neben anderen guten Geistern wie Slime, Frank Spilker, Bernd Begemann am Donnerstagabend im Uebel & Gefährlich für den Journalisten Deniz Yücel spielen werden, der seit Anfang 2017 in der Türkei inhaftiert ist. Kein Loch ist für immer, Deniz! Ruft der Fuchs. Und wir auch.
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