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Süßes Gruseln

■ betr.: „91 Kliniken des Organhan dels verdächtig“, „Handel mit Lei chenteilen in der Privatwohnung“, taz vom 25./26. 2. 94

[...] Keine Frage, das illegale Verschachern von Leichenteilen ist als verwerflich anzusehen. Aber: Es geht weitgehend um Hirnhautanteile und die Hornhaut des Auges, die entfernt werden. Weiter: Es geht um Gewebe, welches zu medizinischen Zwecken gebraucht wird und für das es nur unzureichenden synthetischen Ersatz gibt. Eine ernsthafte medizinisch-ethische Diskussion ließe sich hier führen. Diese findet allerdings nirgends statt.

Statt dessen süßes Gruseln zum Thema Tod und Pathologie. Wie grotesk, die Kranken werden allerorten in Krankenhäuser und Altenheime zum Sterben abgeschoben, die Sterbenden will keiner mehr sehen. Sektionen werden immer häufiger verweigert, die Toten will keiner mehr sehen. Aber wehe, ein Stück Hirnhaut fehlt nachher. Die Konfrontation mit Leben und Tod ganz substantiell- leiblich ist nicht im Trend.

Und was ist mit Organ- und Blutspenden Lebender? Nieren- und Plasmapräparate werden unter fragwürdigsten Bedingungen in die Erste Welt importiert, bekannte kaum verfolgte Kavaliersdelikte. Ist unser todfernes Dasein nicht vielleicht sogar zutiefst verknüpft mit dem alltäglichen Tod auf der südlichen Halbkugel? Haben wir wirklich eine solche moralische Integrität, die Verwendung von Leichenteilen kategorisch zu verwerfen? Christoph Heesen,

Sophie Brackrock, Bremen

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