piwik no script img

Südkorea will ab 2050 klimaneutral seinAsiens Domino-Effekt

Nach China und Japan kündigt Südkorea an, bis 2050 klimaneutral zu werden. Ob der siebtgrößte CO2-Verursacher das schafft, ist fraglich.

Globalen Klimastreik am 25. September in Seoul: Die AktivistInnen stellen die brennende Erde dar Foto: Ahn Young-joon/ap

Peking taz | Die Prognose vieler Umweltexperten ist erfreulicherweise eingetreten: Die Ankündigung von Chinas Staatschef Xi Jinping bei der UNO-Generalversammlung Ende September, die Volksrepublik bis 2060 zur Klimaneutralität zu führen, würde einen Domino-Effekt auslösen. Japan will dasselbe Ziel bis 2050 erreichen.

Nun meldet sich auch Südkorea bei diesem Thema zu Wort: Präsident Moon Jae In versprach in seiner Budgetrede am Mittwoch, „alles daranzusetzen“, um ebenfalls bis 2050 eine klimaneutrale Bilanz für sein Land vorzuweisen. Das klingt gut. Doch sind von Umweltorganisationen durchaus ambivalente Töne zu vernehmen: „Südkorea muss umgehend den Bau neuer Kohlekraftwerke stoppen und die bestehenden Werke durch erneuerbare Energien ersetzen“, sagt Jude Lee von Greenpeace East Asia.

Südkorea ist – bei einer Bevölkerungsgröße von rund 50 Millionen – der weltweit siebtgrößte Verursacher von Karbondioxid. Pro Kopf gerechnet verbraucht ein Südkoreaner im Schnitt fast ein Drittel CO2-Emissionen mehr im Vergleich zu Deutschland. Noch immer bezieht das Land 40 Prozent seiner Elektrizität durch Kohle, erneuerbare Energien machen lediglich 6 Prozent aus. Vor allem aber fällt negativ ins Gewicht, dass sich derzeit allein sieben zusätzliche Kohlekraftwerke in Südkorea im Bau befinden.

Präsident Moon hat die ersten Schritte zur Klimaneutralität bereits skizziert: Er möchte die Zahl der Kohlekraftwerke bis 2034 von 60 auf 30 halbieren. Zugleich sollen im selben Zeitraum von den 24 Atomkraftwerken 7 vom Netz gehen. Im Jahr 2021 werde man umgerechnet 1,8 Milliarden Euro für erneuerbare Energien investieren. Zusätzliche 3,2 Milliarden Euro sollen in Ladestationen für E-Autos investiert werden.

Und dennoch bleiben viele Fragezeichen: Wenn der linksliberale Präsident bei der nächsten Wahl durch einen konservative Politiker ersetzt würde, könnte das Klimaversprechen schon bald kippen. Zudem hat Moon die entsprechende Passage seiner Budgetrede bewusst vage gehalten: Er werde zwar alles dafür tun, das Ziel bis 2050 zu erreichen. Doch ob es überhaupt erreicht werden kann, ließ er rhetorisch offen.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!