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Südkorea: „Absolut enttäuschendes Treffen“

■ Gespräch zwischen Diktator Chun Doo Hwan und dem konservativen Oppositionschef Kim Young Sam verlief ohne Ergebnis

Seoul (wps/afp) - Das langerwartete Treffen zwischen dem südkoreanischen Diktator Chun Doo Hwan und dem konservativen Oppositionsführer Kim Young Sam hat sich am Mittwoch als Reinfall erwiesen. Zwar berichtete die staatliche Fernsehgesellschaft, Chun habe einer Wiederaufnahme der Diskussion über eine Reform der Verfassung (und damit des politischen Systems) zugestimmt und wertete das Treffen als „ersten Schritt zu einem bedeutenden Kompromiß“. Da gegen erklärte aber ein reichlich erboster Kim Young Sam gegenüber Reportern, in dem dreistündigen Gespräch sei keinerlei Einigung über das weitere Vorgehen bezüglich der politischen Krise erzielt worden. Statt konkreter Zugeständnisse habe sich der Präsident in taktische Ausflüchte gerettet. Er habe Chun wiederholt vor einer Fortsetzung seines gegenwärtigen Kurses gewarnt, doch der Präsident habe - wie schon zuvor - lediglich vorgeschlagen, Kim solle mit dem designierten Präsidentennachfolger Roo Tae Woo und anderen Mitgliedern der Regierungspartei über Zeitpläne und Details eines neuen Grundgesetzes verhandeln. Die konservativ–liberale Opposition im Parlament lehnt demgegenüber Verhandlungen mit Roo ab. Sie fordert statt dessen direkte Präsidentschaftswahlen im Dezember oder eine baldige Volksabstimmung über das zukünftige politische System Südkoreas. Fortsetzung auf Seite 6 „Der Präsident“, so Kims Zusammenfassung über die „absolut enttäuschende Zusammenkunft“, „scheint noch immer nicht zu verstehen, was in seinem Land eigentlich abläuft.“ Das Treffen zwischen Chun und Kim war die erste Zusammenkunft des Diktators mit einem führenden Oppositionsvertreter während seiner siebenjährigen Amtszeit und daher von seiten der gemässigten Opposition mit hohen Erwartungen verbunden. Angesichts der mageren Ergebnisse hat sich die von Kim Young Sam geführte größte im Parlament vertretene Oppositonspartei RDP (Demokratische Wiedervereinigungspartei) jetzt entschlossen, die für Freitag geplanten Friedensmärsche des breiten außer parlamentarischen Aktionsbündnisses „National Coalition for a Democratic Constitution“ zu unterstützen. Während in den letzten beiden Tagen keine Straßenkämpfe mehr aus den südkoreanischen Städten gemeldet wurden, traten in der zweitgrößten Stadt Pusan 80 katholische Priester in einen unbefristeten Sitzstreik. Alle Bürger Südkoreas, die unter den Auswirkungen des während der Straßenkämpfe reichlich eingesetzten „Pfeffergases“ leiden (temporäre Erblindung, Augenentzündungen, Hautverätzungen), haben ab sofort Anspruch auf kostenlose Krankenhausbehandlung. Der designierte Chun–Nachfolger Roh Tae Woo erklärte am Mittwoch im Gespräch mit dem inzwischen eingetroffenen US–Beauftragten Sigur, alle Probleme seien durch Dialog und Kompromiß lösbar. Sigur soll die Position Rohs nach einem Bericht der südkoreanischen Nachrichtenagentur Yon Hap „voll unterstützt“ haben. Die USA würden weiter auf Demokratisierung drängen. Eine Volksabstimmung scheinen auch Teile der Regierungspartei DJP nicht mehr abzulehnen. Der DJP– Abgeordnete Kim Chong Im bezeichnete sie in einem dpa–Gespräch als „einzige Möglichkeit, die Lage unter Kontrolle zu bringen“. Die südkoreanische Regierung hat am Mittwoch den Hausarrest des Regimekritikers Kim Dae– Jung aufgehoben. Das teilten Berater Kims in Seoul mit. Nach ihren Angaben hat ein Polizeioffizier Kims Haus gegen 16.00 Uhr (MESZ) aufgesucht und mitgeteilt, daß der vor elf Wochen verhängte Hausarrest aufgehoben sei.

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