Südafrikas ANC feiert Wahlsieg: Sekt für den Löwen
Vor Tausenden Anhängern feiert Südafrikas zukünftiger Präsident Jacob Zuma in Johannesburg seinen Wahlsieg. Er warnt: "Wer den ANC anrührt, der berührt einen Löwen."
JOHANNESBURG taz | Nichts geht mehr. Downtown ist abgeriegelt, das Hupkonzert der Minibusse schrillt, dazu ein Schwall von Polizeisirenen. Mit Maschinengewehr im Anschlag laufen Polizisten einer Wagenkolonne voran, sie macht Platz für Zumas Vorhut: Röhrende Harley Davidson-Motorräder rollen an, mit schwarz-gelb-grünen ANC-Wimpel an blitzenden Lenkern und ANC-Emblem auf den schwarzen Jacken der Fahrer. So kündigt sich am Donnerstagabend Südafrikas Wahlsieger an.
ANC (Afrikanischer Nationalkongress, regierende Exbefreiungsbewegung): 66,6 % (-3,1 %)
DA (Demokratische Allianz, weiß geführte Opposition): 15,9 % (+3,5 %)
Cope (Volkskongress, ANC-Abspaltung): 7,5 % (+7,5 %)
IFP (Inkatha-Freiheitspartei, Zulu-Partei): 4,4 % (-2,6 %)
Alle anderen Parteien unter 1 Prozent. In Klammern: die Veränderung gegenüber der letzten Wahl 2004
Stand: Freitag, 15.30 Uhr, nach der Auszählung von über drei Viertel der Stimmen.
Quelle: www.news24.co.za
Die Straßenblocks mit ihren Hochhäusern rund um das ANC-Hauptquartier "Albert Luthuli House" sind abgesperrt, das ANC-Haus, zum Wahlkampf in ein gelbes ANC-Plakat mit Jacob Zumas Porträt eingewickelt, strahlt im Scheinwerferlicht. Die Wahl ist vorbei - und Jacob Zuma ist in bester Stimmung. Auf der Bühne vor dem Parteibüro tanzt eine Zulu-Gruppe, Jacob Zuma reiht sich mit gekonntem Hüftschwung ein.
Rund 3.000 Menschen jubeln, als Zuma sich schmunzelnd im Takt bewegt. Eine riesige Leinwand zeigt den neuen Präsidenten Südafrikas in Nahaufnahme, als er tanzend in die Knie geht. Zuma, in einer Lederjacke in den ANC-Farben Schwarz und Gelb, dankt den versammelten ANC-Freiwilligen für die Hilfe. Zuschauer blasen auf Plastikpfeifen und fühlen sich "ihrem" Präsidenten ganz nahe. "Zuma-Wethu", rufen sie - Zuma für uns! Sie hoffen auf die Zweidrittelmehrheit: "Wir werden siegen!"
"Wir haben bei Tür-zu-Tür-Besuchen hart gearbeitet, um ihn an die Macht zu bringen. Er ist so zugänglich, er verbündet sich mit uns", sagt Alice Hoskins. Die 55-Jährige trägt ein gelbes ANC-T-Shirt und einen Hut mit ANC-Sticker.
Auch Benny Nkosi aus Soweto strahlt ganz in Gelb, seine Freundin winkt mit einem grün-gelben Stück Stoff mit Zumas Porträt: "Jetzt gibt es Häuser, er ist so mächtig", strahlt die 30-Jährige, und Benny fügt hinzu: "Mir gefällt an ihm, dass er so traditionell ist. Wir sollten uns auf unsere Kultur besinnen. Mbeki hatte einen zu westlichen Stil."
Auf der Bühne analysiert Zuma seinen Sieg. "Die Opposition hat einen großen Fehler gemacht, die angeblichen Fehler des ANC zum Ziel ihrer Wahlkampagnen zu machen, anstatt sich auf ihre Programme zu konzentrieren", erzählt er. "Wer den ANC anrührt, der berührt einen Löwen."
Einige ANC-Anhänger schwingen dazu selbst gebastelte Pappkartons - als Särge, verzeiert mit Kreuzen und den Abzeichen der Oppositionsparteien. Winnie Madikizela-Mandela, die radikale einstige Ehefrau von Nelson Mandela, klatscht. Zugegen sind auch der überaus korrupte und gefeuerte ehemalige Parteisprecher Carl Niehaus sowie Zwelinzima Vavi, Führer des Gewerkschaftsbunds Cosatu. Er ruft: "Die Opposition kriecht, wir gehen aufrecht. Die Kommentatoren können sich schämen, denn alles ist anders als ihre Prognosen - ich rieche eine 70-Prozent-Mehrheit."
Das riecht inzwischen auch Zuma und stimmt sein Lieblingslied "Umshini wam" (Bring mir mein Maschinengewehr) an. Korken von Magnum-Sektflaschen knallen, ein Feuerwerk erleuchtet den Nachthimmel, Konfetti regnet auf den Präsidenten, und die Harley-Davidson-Maschinen brüllen noch mal auf.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!