piwik no script img

Südafrika diskutiert SicherheitWM der guten Hoffnung

Vor der Fußball-Weltmeisterschaft in Südafrika im Sommer erörtern die Medien am Kap die Frage, wie sicher ihr Land für Ausländer ist.

Hier soll ein Halbfinale ausgetragen werden: Moses Mabhida Stadion in Durban. Bild: dpa

Der Countdown für die im Juni beginnende Fußball-Weltmeisterschaft läuft und südafrikanische Medien beschäftigen sich täglich mit der Frage nach der Sicherheit in Südafrika. Der private Fernsehsender etv geriet dabei kürzlich selbst in die Schlagzeilen, nachdem er ein Interview mit zwei Kriminellen ausgestrahlt hatte. Die gaben vor, während der WM Touristen überfallen zu wollen. Polizeichef Bheki Cele reagierte wütend und forderte von etv die Offenlegung der journalistischen Quellen - bisher vergebens.

An dem Interview entzündete sich eine landesweite Debatte um das Thema Pressefreiheit: Darf ein Medium sich weigern, die Identitäten von Protagonisten seiner journalistischen Inhalte preiszugeben? Oder muss sich in diesem Fall die Pressefreiheit der drohenden Anschlagsgefahr unterordnen?

"Etv hat Verrat geübt. Ein Freund eines Kriminellen ist kriminell", warf Cele dem einzigen Privatsender im Land vor. Etv sei ein "crime-kisser". Der Sender wies diese Anschuldigungen zurück und weigerte sich, mit den Behörden zu kooperieren, will auch das Filmmaterial nicht herausrücken.

Daher lud die Polizei die beiden für das Interview verantwortlichen Journalisten vor. Mittlerweile wird wohl doch eine außergerichtliche Einigung angestrebt, zumindest stehen Gespräche zwischen den beiden Parteien an. Einen der beiden interviewten Kriminellen konnte die Polizei auch schon verhaften.

Polizeichef Cele versichert, das Land bereite sich auf alle Eventualitäten vor. Mit 41.000 zusätzlichen Polizisten nur für die WM besitze Südafrika nun im Verhältnis zur Bevölkerungszahl eine der größten Polizeieinheiten weltweit. Sie sollen die 450.000 erwarteten Besucher schützen. Als vor wenigen Wochen beim Africa Cup in Angola drei Spieler des togolesischen Teams bei einem Rebellenangriff getötet wurden, wuchsen in Südafrika die Befürchtungen, dass weniger Reisen zur WM gebucht werden könnten. Fast alle Medien im Land reagierten empfindlich auf die unmittelbare Sorge im Ausland, dass es in Südafrika zu ähnlichen Vorfällen bei der WM kommen könne.

Die größte Tageszeitung The Star zitierte zur Beruhigung ihrer Leser internationale Reiseveranstalter, die noch immer reges Interesse an der WM bestätigten, und titelte: "Südafrika besteht den Test für 2010". The Star beruft sich auch auf Danny Jordaan, Chef des lokalen Organisationskomitees, der einen reibungslosen Ablauf versichert und sagt, der Angriff in Angola habe nichts mit Südafrika zu tun. Nicht alle Länder Afrikas seien gleich. Die Bombendrohung in London 2005 habe auch nicht die WM in Deutschland 2006 in Frage gestellt, meint Jordaan.

Auch die linke, investigative Wochenzeitung Mail & Guardian fragte nach der Wahrscheinlichkeit terroristischer Gewalt in Südafrika während der WM. Laut Mark Schröder, Direktor der US-Geheimdienstfirma Strategic Forecasting, spezialisiert auf Afrika südlich der Sahara, kann Südafrikareisende eher Kriminalität als Terror treffen.

Obwohl al-Shabaab, eine al-Qaida nahe stehende militante Gruppe, angeblich in den armen Siedlungen der "Cape Flats" in Kapstadt ein Netzwerk hat und südafrikanische Mitglieder nach Somalia und Kenia reisten, seien Anschläge von muslimischen Extremisten in Südafrika unwahrscheinlich: "Es ist ihr logistisches Zentrum", so Schröders Begründung. "Es ging immer schon um die Frage, ob al-Qaida etwas während der Weltmeisterschaft versuchen wird, aber jeder Angriff hier wird ihnen selbst schaden." Südafrika habe jedoch nach der Terrordrohung gegen die US-Botschaft im vorigen Jahr die Untersuchungen seines Geheimdienstes verstärkt, meldet die Zeitung.

SÜDAFRIKAS POLIZEICHEF BHEKI CELE

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

0 Kommentare

Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.
  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!