Suckale wechselt zu BASF: Bahn-Vorstand lichtet sich
Bahn-Personalvorstand Margret Suckale stand wegen der Datenaffäre unter Druck. Jetzt geht sie zu BASF. Auch die Vorstandsmitglieder Hansen und Bensel wackeln.
BERLIN taz | Schon länger hatten Gewerkschafter ihre Entlassung gefordert - nun ist Bahn-Personalvorstand Margret Suckale dem durch einen Wechsel zum Chemiekonzern BASF zuvorgekommen. Dort soll sie ab Juli fürs Führungspersonal verantwortlich sein, teilte BASF-Chef Jürgen Hambrecht am Donnerstag mit.
Suckale war unter Druck geraten, weil sie als frühere Leiterin der Rechtsabteilung der Bahn für die Spähaffäre verantwortlich war, über die auch der ehemalige Bahn-Chef Hartmut Mehdorn gestürzt war. Aus Unternehmenskreisen hieß es, es sei unzweifelhaft, dass Suckale über die vermutlich illegalen Datenabgleiche informiert gewesen sei. Das Gleiche wird auch über das für Transport und Logistik zuständige Vorstandsmitglied Norbert Bensel berichtet.
Ebenfalls spekuliert wird über die Zukunft von Norbert Hansen. Der ehemalige Gewerkschaftschef, der im vergangenen Jahr Personalvorstand bei der Bahn-Holding geworden war, ist schwer erkrankt. Zudem soll der Aufsichtsrat mit seiner Arbeit unzufrieden sein.
Bei der Bahn sind die Adressen, Telefonnummern und Kontodaten aller Mitarbeiter mehrmals mit Lieferantendaten abgeglichen worden, ohne dass ein konkreter Verdacht vorlag. Zudem sind Mail- und Telefonkontakte mit Journalisten, Politikern und Bahn-Kritikern überwacht worden. Auf Druck der Bundesregierung musste Mehdorn daraufhin im April von seinem Amt zurücktreten. Details über die Datenaffäre und die Verantwortlichen werden derzeit von externen Ermittlern untersucht. Sie haben ihren Abschlussbericht für nächsten Mittwoch angekündigt.
Dann werden vermutlich auch weitere Führungskräfte die Bahn verlassen. Vor allem der Leiter der Konzernsicherheit und der Chef der Revision sollen bei der Überwachung zentrale Rollen gespielt haben. Der Grünen-Verkehrspolitiker Anton Hofreiter fordert zudem die Entlassung des Leiters der politischen Abteilung, Alexander Hedderich. "Für eine gute Zusammenarbeit der Bahn mit der Politik ist ein Neuanfang in diesem Bereich unverzichtbar."
Eine bessere Kooperation hatte der neue Bahn-Chef Rüdiger Grube am Mittwoch im Bundestags-Verkehrsausschuss zugesagt. Nach Angaben von Teilnehmern entschuldigte er sich für die schlechte Zusammenarbeit der Vergangenheit und kündigte eine rücksichtslose Aufklärung der Datenaffäre an.
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